Draghi hat mit Big Bertha abgeschlagen
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Draghi hat mit Big Bertha abgeschlagen

Die Europäische Zentralbank (EZB) interveniert seit Wochen auf den Anleihemärkten. Notenbankchef Mario Draghi hat mit seiner Big Bertha längst abgeschlagen. Die Zinsen für spanischen Zweijahrespapiere halbierten sich sei Ende Juli. Allerdings ist nun ein Pfeil weniger im Köcher der EBZ. Ihre Glaubwürdigkeit und die des von ihr ausgegebenen Papiergeldes sinkt.

„Staatsanleihekäufen würden sich auf das kurze Ende der Zinsstrukturkurve fokussieren“, sagte Draghi nach der EZB-Sitzung Anfang August. Dadurch intervenierte der Italiener verbal an den Anleihemärkten. Etwas Vergleichbares tat die Schweizerische Nationalbank nach der Einführung des Mindestkurses. Die bloße Ankündigen des früheren SNB-Präsidenten Philipp Hildebrand, die 1,20er Untergrenze zum Euro mit unbeschränkten Franken Verkäufen zu verteidigen, war monatelang ausreichend.

Zwischen Oktober 2011 und April 2012 tendierten die Fremdwährungsbestände der Schweizerischen Nationalbank seitwärts zwischen 227 und 254 Milliarden Franken. Im Mai 2012 verflog sodann der verbale Interventionseffekt. Seitdem läuft die Notenpresse der SNB auf Hochtouren. Mittlerweile belaufen sich die Devisenreserven auf 406 Milliarden Franken. Rechnet man die Goldbestände hinzu, so betragen die internationalen Reserven 468 Milliarden Franken (81 Prozent des Bruttoinlandsproduktes).

Etwas Ähnliches könnte der EZB passieren. Schon bald könnte man ihr auf den Zahn fühlen. Spanien droht Mitte September durch die Ratingagentur Moody’s eine Abstufung auf das Ramschanleihen-Niveau. Es bahnen sich ein abermaliger Zinsanstieg und die Ausweitung der Risikoaufschläge zu deutschen Bundesanleihen an.

Die EZB kann allerdings erst von ihren verbalen Interventionen zu einem wirklichen Eingreifen an den Anleihemärkten übergehen, sobald Spanien ein Rettungsantrag stellt. Ein solches Hilfegesuch wollen die Spanier vermeiden, da sie es als nationale Demütigung auffassen.

Weil Spanien für dieses Jahr mit dem Großteil seiner Anleiheplatzierungen bereits durch ist und nur noch etwa 28 Milliarden über die Begebung von Anleihen einnehmen muss, könnte Ministerpräsident Rajoy eine monatelange Hängepartie verursachen. Zwar attestiert Moody’s Spanien Strukturreformen und stellt in Aussicht, dass die Schwierigkeiten 2013 überwunden sein könnten.

Kritiker meinen jedoch, dass in einem Land mit einer Arbeitslosenrate von 25 Prozent etwas nicht stimme. Der frühere EZB-Chefvolkswirt und Gründungsvater des Euros, Ottmar Issing, sagte, dass sich Staaten ihre Mitgliedschaft in der Eurozone erarbeiten müssten. „Substantielle Reformen sind in nahezu allen Länder noch in der Schwebe“, stelle Issing Anfang August 2012 fest.
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