Zur Lage von Franken-Kreditnehmern im Mai 2020
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Zur Lage von Franken-Kreditnehmern im Mai 2020

Wer einen Fremdwährungskredit in Schweizer Franken laufen hat, fragt: Macht das Festhalten (Aussitzen) noch Sinn? Oder soll ich in den Euro konvertieren? Die Zinsen in der Schweiz sind am steigen. Das ist in zweierlei Hinsicht bedrohlich.

"Wollen auch Sie das Risiko eines weiteren Verlustes durch Abwertung des Euro oder des Tilgungsträgers ausschließen, empfehlen wir Ihnen die Vereinbarung eines Beratungsgesprächs", heißt es auf einer Informationsseite der Bank Austria.

Die Schweizer Libor-Zinsen erhöhten sich in den letzten zwölf Monaten um 0,10%. Das ist nicht viel, zumal CHF 1-Monats-Libor (aktuell: -0,72%) und CHF 3-Monats-Libor (aktuell: -0,59%) immer noch tief im negativen Terrain liegen.

Ignorieren darf man den Zinsanstieg aber nicht. Im Vergleich zu den Vorjahren haben die Ausschläge deutlich zugenommen. Im September 2019 und März 2020 gab es scharfe Bewegungen nach unten. Der CHF 1-Monats-Libor sank auf -0,92%.

Man muss daher auch mit einer scharfen Bewegungen nach oben rechnen. Das würde einen Anstieg des CHF 1-Monats-Libor auf etwa 0,40% bedeuten. Die meisten Franken-Kreditnehmer müssten nun den Zinsdienst wieder aufnehmen, als sich ihr Aufschlag und Libor nicht mehr gegenseitig aufhöben.

Fingerspitzengefühl


Das gravierendere Problem steigender Zinsen sind jedoch die Auswirkungen auf den Wechselkurs. "Auch in den kommenden Monaten wird der Franken stark
bleiben. Eine große und nachhaltige Abwertung erwarten wir uns nicht", schreibt Raiffeisen Salzburg in der EUR/CHF-Lagebeurteilung für Mai 2020.

In diesem Zusammenhang gilt es sich den wirtschaftlichen Hintergrund zu vergegenwärtigen. Man muss kein Prophet sein, um vorauszusehen: Die Schweiz wird die konjunkturelle Talsohle schneller verlassen als die Eurozone.

Das führt wiederum dazu, dass recht hohes Aufwärtspotenzial bei den Schweizer Zinsen vorhanden ist. Der Devisenmarkt bildet das in einem starken Franken ab. Vor diesem Hintergrund dürften 2020 und 2021 sämtliche Anstiegsphasen des Euros gegenüber dem Schweizer Franken vorübergehend sein.

"Allenfalls mit einer leichten Korrekturbewegung, die den Devisenkurs in der zweiten Jahreshälfte in den Bereich von EURCHF 1,0700 bis 1,0800 bringt, wäre zu rechnen", sagt Raiffeisen Salzburg.

Für Franken-Kreditnehmer bietet sich daher an, einen vorübergehenden Anstieg des EUR/CHF-Kurses für eine Konvertierung in ein Euro-Kredit abzupassen. Möglicherweise kann der Euro kurz auf 1,10 Franken oder sogar stärker überschießen. Das wäre dann ein idealer Zeitpunkt zu konvertieren.

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