Deutsches Urteil: Das sind die Folgen für den EUR/CHF-Kurs
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Deutsches Urteil: Das sind die Folgen für den EUR/CHF-Kurs

Bleibt die EZB stur, darf die Deutsche Bundesbank bei den Staatsanleihen-Käufen nicht mehr mitmachen. Aus deutscher Sicht ist das erste, große Anleihenkaufprogramm, dem der Euro-Mindestkurs bei 1,20 Franken zum Opfer fiel, verfassungswidrig. Hilft das Urteil des Bundesverfassungsgerichts dem Euro-Franken-Kurs auf die Sprünge?

Sollten künftig keine Bundesanleihen mehr und dafür um so mehr Staatsanleihen aus Frankreich, Italien und Spanien gekauft werden, wäre das aus zwei Gründen schlecht für den Euro:
  1. Die Aushöhlung des Euros per EZB-Notenpresse ginge so weiter wie bisher.
  2. In Deutschland stiege die Ablehnung des Euros. Das Image der EZB war ja bereits vor dem Urteil der Verfassungsrichter arg ramponiert.

Die obersten deutsche Richter sagen: Die EZB bewege sich jenseits der Gewalten. Sollte die Euro-Notenbank in den nächsten drei Monaten keine akzeptable Erklärung über die Hintergründe der Staatsanleihenkäufe darlegen, dürfe die Deutsche Bundesbank nicht mehr an den Käufen mitwirken.

Die EZB braucht die Bundesbank, um ihre Zinsmundharmonika zu spielen. Der Zins auf deutsche Bundesanleihen ist der Referenzzins für die Eurozone. Wenn er nicht mehr durch die Anleihenkäufe seitens der Bundesbank gedrückt wird, geht die Zinsschere zwischen Deutschland und Italien/Spanien/Frankreich/Portugal auf.

Eine Ausweitung der so genannten Spreads hat in der Vergangenheit oft einen abrupt sinkenden Euro-Franken-Kurs nach sich gezogen. Besonders eindringlich war der Rückfall des Euros im Mai 2018 von 1,20 auf 1,14 Franken. Ursache war seinerzeit ein steiler Zinsanstieg in Italien aufgrund von chaotischen Zuständen in der Politik.

Hält die EZB unter Einbeziehung der Bundesbank die Spreads mit massiven Anleihenkäufe zusammen, zieht sich die Abschwächung des Euros gegenüber dem Franken wie Kaugummi. Jetzt fordert nicht die Zinsschereneffekt sondern dern Verwässerungseffekt seinen Tribut. Der Euro-Franken-Kurs sinkt vergleichsweise langsam. Dies konnte man in den letzten Monaten beobachten.

Fazit:

Es ist im Großen und Ganzen egal, wie sich die EZB verhält. Der Euro wird gegenüber dem Schweizer Franken nicht mehr auf ein stabiles Gerüst kommen. Das ständige Schwächerwerden des Euros kann nur aufgehalten werden, wenn Frankreich, Italien und Spanien ungemütliche Reformen anpacken, die mehr Jobs und mehr Wachstum bringen.

Bis solche Reformen ihre positive Wirkung entfalten, braucht vier bis fünf Jahre. Darüber hinaus muss zunächst die Politik auf Reformkurs umschwenken. Das haben die Regierungen in Paris, Rom und Madrid in den letzen Jahren nicht getan. Die EZB verschaffte ihnen niedrige Zinsen und züchtete das Bruttoinlandsprodukt (BIP) mit Asset-Preis-Inflation künstlich hoch.

Frankreich, Italien und Spanien werden auch in Zukunft keine Reformen anpacken, selbst wenn die Zinsen steigen sollten und das Geld wieder knapp wird. Eher gehen sie aus dem Euro. Insofern ist das Projekt der Einführung einer Gemeinschaftswährung gescheitert. Es spricht Bände, dass die EZB in dem Land, in dem sie ansässig ist, verfassungswidrig agiert.
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