Wann holt die Schuldenwirtschaft den Euro ein?
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Wann holt die Schuldenwirtschaft den Euro ein?

Entwicklung der Staatssschulden im Verhältnis zum BIP von Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien und Österreich 2015-2019

"Der Franken dürfte in den kommenden Monaten um ein relativ enges Band von 1,08 – 1,10 pro EUR pendeln", heißt es in einer aktuellen Einschätzung von Raiffeisen Research. 2020 werde der Euro-Franken-Kurs dann auf 1,12 steigen, prognostiziert die Bank. In Anbetracht der hohen Staatsschulden in der Eurozone wird das kein einfaches Unterfangen.

Jetzt hat die EZB den chronischen Defizitsündern die Zinsen in diesem Jahr schon so sehr runtermanipuliert, doch es geht sich immer noch nicht aus: Italien, Frankreich und Spanien haben zu viel Neuverschuldung in ihrer Budgets 2020. Sie werden – das ist fast schon so sicher wie das Amen in der Kirche – wieder einmal den von ihnen mitunterzeichneten Stabilitäts- und Wachstumspakt brechen.

Die Europäische Zentralbank (EZB) schloss Anfang 2019 wegen des Konjunkturabschwungs eine Leitzinserhöhung kategorisch aus. Später stieg sie in den Ankauf von Staatsanleihen erneut ein (QE2). Sie reichte ferner an die Geschäftsbanken frische Langfristkredite zum Stopfen von Bilanzlöchern und zum Überrollen von Staatsanleihen aus. Wegen diesen Maßnahmen purzelten die Zinsen.

Der Zins auf 10-jährige italienische Staatsanleihen sank seit Anfang 2019 von 2,8% auf 1,3%. Der auf französische von 0,7%% auf -0,1% und der auf spanische von 1,4% auf 0,4%. Der ein oder andere mag sich an die Euro-Schuldenkrise erinnern. Damals war der Zins in Italien bei 5-7%. Vermögensverwalter preisten folgende Lösung an:

Die EZB kauft Staatsanleihen und senkt die Zinsen in Italien auf 2,5%. Damit hätte die Regierung mehr Spielraum bei den Ausgaben und es gebe mehr Wirtschaftswachstum. Den Stabilitäts- und Wachstumspakt könne Rom nun spielerisch einhalten. Unter denen, die sich für dieses Modell einsetzten, war auch der Hedgefonds-Manager George Soros.

Inzwischen ist die Situation in der Eurozone so, dass ohne runtermanipulierte Zinsen gar nichts mehr funktioniert. Müsste Italien 2% höhere Zinsen auf seine Staatsschulden zahlen, wäre das Defizit bei 5-6% und die Staatsverschuldung im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) im Nu bei 150%.

Alle Beispiele von Argentinien bis Simbabwe zeigen: Gibt es zu hohe Staatsschulden und eine Staatsfinanzierung über die Notenpresse, leidet darunter die Währung. Der Euro wird es daher auch 2020 schwer haben, gegen den Schweizer Franken Boden gutzumachen.

Vor diesem Hintergrund spielt es keine Rolle, dass viele Banken/Vermögensverwalter den Euro basierend auf Kaufkraftparität und anderen Maßstäben bei 1,15 Franken oder noch höher sehen.

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