EUR/CHF-Kurs: Das ist die neue Ausganslage
Home » » EUR/CHF-Kurs: Das ist die neue Ausganslage

EUR/CHF-Kurs: Das ist die neue Ausganslage

1,0870 ist tief, aber nicht zu tief, signalisiert die aktuelle Kursdynamik des EUR/CHF. Es sieht sehr stark nach einem Test der Marke bei 1,08 aus. Der hätte wahrscheinlich längst stattgefunden. Allerdings ist ein Elefant im Porzellanladen: Die Schweizerische Nationalbank (SNB) interveniert am Devisenmarkt so ausgiebig wie seit mehr als zwei Jahren nicht. Ziel ist es einer zu raschen Abwärtsbewegung entgegenzutreten.

"Ich gehe davon aus, dass die SNB interveniert hat", zitiert Reuters den Credit-Suisse-Analyst Maxime Botteron. "Eine weitere Aufwertung des Franken scheint man nicht einfach hinnehmen zu wollen. Die Schmerzgrenze der SNB ist bei den aktuellen Wechselkursnotierungen also erreicht", kommentiert die VP Bank aus Liechtenstein.

Vor etwa zwei Wochen hat die SNB mit den Euro-Stützungskäufen angefangen. Einen Anstieg des EUR/CHF-Kurses konnte sie dadurch nicht herbeiführen. Stattdessen fiel die Devisennotierung von 1,10 auf 1,0870. Hätte die SNB nicht eingegriffen, gäbe es für den Euro inzwischen wohl für weniger als 1,08 Franken.

Würde die SNB an einer bestimmten Marke wie 1,09 eingreifen, wäre sie extrem leicht ausrechenbar. Darum macht es durchaus Sinn, den Willen der freien Marktkräfte nach einem tieferen EUR/CHF-Kurs nicht zu unterbinden. Gleichwohl kann die SNB mit vereinzelten Nadelstich-Interventionen sicherstellen, dass es nicht zu schnell bergab geht.


Der Schweizer Franken ist neben dem Japanischen Yen und natürlich Gold bei Investoren als "Sicherer Hafen" gesucht. Das Kalkül der SNB dürfte darin bestehen, abzuwarten, bis sich die Stimmung aufhellt. Anleger würden dann ihre Bestände an "Sicheren Häfen" ausdünnen und in die von riskanten Assets wie Aktien und Anleihen von zweit- und drittklassiger Schuldnern aufstocken.

Nun könnte der EUR/CHF-Kurs gänzlich ohne die Hilfe der Schweizer Währungshüter zurück über 1,10 steigen. Weil die Gier an den Aktienmärkten ungebrochen ist, ist das keine schlechte Strategie. An der Wall Street tummeln sich so viele Leute, die glauben, im (Berufs-) Leben bekommt man etwas ohne entsprechende Anstrengung (Something for Nothing People) wie zuletzt während des Börsenbooms in den 1920er-Jahren.