Wann schneiden sich fairer und tatsächlicher EUR/CHF-Kurs?
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Wann schneiden sich fairer und tatsächlicher EUR/CHF-Kurs?

Die Kursausschläge des EUR/CHF haben sich zuletzt noch einmal deutlich verkleinert. Das Devisenpaar scheint bei 1,1350 festgenagelt. Es gibt bereits seit längerem eine Tendenz zu wenig Volatilität. Die letzten großen Bewegungen fanden im August und September 2018 statt. Ein Grund dafür sind die Nullzins-Ausblicke. Hinter den Kulissen beim fairen Wechselkurs tut sich allerdings schon etwas.

"Die nächsten anderthalb Jahre wird man keine Zinserhöhung (in der Schweiz) sehen. Der Horizont verschiebt sich immer weiter nach hinten. Realistisch wäre wohl Ende 2020, Anfang 2021", prognostiziert der Chefvolkswirt Thomas Gitzel von Liechtensteins VP Bank im Gespräch mit cash.ch. Auch der Europäischen Zentralbank (EZB) seien wegen einer tiefen Inflation die Hände gebunden.

Schweizerische Nationalbank (SNB) und EZB hinken ihren Inflationszielen hinterher. Anfang 2019 stiegen die Verbraucherpreise in der Eurozone um 1,4% gegenüber dem Vorjahr. In der Schweiz lag die Teuerung bei 0,6%. Die niedrigere Geldentwertung in der Schweiz drückt den auf der Kaufkraftparität (KKP) beruhenden Wechselkurs (oft auch als fairer Wechselkurs bezeichnet) sukzessiv nach unten.


Laut der UBS lag der auf der KKP-Kurs für EUR/CHF zuletzt 1,21. Es ist nicht ungewöhnlich das KKP-Kurs und tatsächlicher (nominaler) Wechselkurs oft jahrelang voneinander abweichen. Einen allgemein verbindlichen KKP-Kurs gibt es aber nicht. Jede Bank, die EUR/CHF-Prognosen herausgibt, berechnet ihren eigenen. Manche sparen sich auch die Mühe.

Der KKP-Kurs der UBS bei 1,21 ist also nicht in Stein gemeißelt. Es gibt auch Geldhäuser, die den fairen Wechselkurs aktuell bei 1,14-1,17 sehen. Entscheidend ist der Trend und die gesicherte Erkenntnis, dass sich KKP-Kurs und tatsächlicher Wechselkurs in der Zukunft irgendwann schneiden werden.

Es ist wie ein Naturgesetz, dass die Inflation in der Eurozone höher sein muss als in der Schweiz. Mehr Geldentwertung ist vonnöten, damit Länder wie Italien und Portugal nicht noch stärker unter ihren hohen Schuldenbergen ächzen. In der Schweiz, einem Land mit sehr soliden Staatsfinanzen, spielt das freilich keine Rolle.

Entscheidend ist, wie schnell Draghi und sein Nachfolger die Inflationssoße anrühren. Gut möglich, die EZB bringt es fertig, das aktuelle Verhältnis von einer gut doppelt so hohen Inflation gegenüber der Schweiz zu verdreifachen oder gar vervierfachen. Nun würde der KKP-Kurs rascher fallen und könnte sich beispielsweise Ende 2020 mit dem tatsächlichen Euro-Franken-Kurs bei 1,10 schneiden.
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