Zur Lage von Franken-Kreditnehmern im Januar 2019
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Zur Lage von Franken-Kreditnehmern im Januar 2019

Das hatten sich Franken-Kreditnehmer in Österreich anders vorgestellt: Der Rückfall des Euros gleich zu Jahresbeginn auf 1,1180 Franken, den tiefsten Stand seit Juli 2017, ist aus ihrer Sicht keine schöne Sache. Es gibt aktuell aber auch gute Nachrichten: Sinkende Inflationsraten verunmöglichen Leitzinserhöhungen und führen dazu, dass Fremdwährungskreditnehmer keine steigende Zinsen fürchten müssen.

Ein Bankkunde, der sich im Jahr 2002 bei einem Eurokurs 1,45 Franken 100.000 Euro bei seiner Bank borgt, ist aktuell etwas tiefer unter Wasser:
  • Zum aktuellen Euro-Franken-Kurs von 1,12 beträgt seine Kreditschuld 129.464 Euro.
  • Im April 2018, als der Euro auf 1,20 Franken klettert, sind es 120.833 Euro.

"Warum die jüngsten Inflationszahlen die Zinswende gefährden", 🔗titelt die Frankfurter Allgemeine. Die Teuerung in der Eurozone hat sich wegen der sinkenden Ölpreise stärker verlangsamt als von Experten erwartet. So fiel die jährliche Inflationsrate im Dezember 2018 auf 1,6% - nach 1,8% im November 2018. "Der EZB dürfte eine Leitzinswende im Herbst schwerer fallen", zitiert das Blatt den Ökonom Alexander Krüger vom Bankhaus Lampe.

Damit sind der Schweizerischen Nationalbank (SNB) zur Freude von Österreichs Franken-Kreditnehmern die Hände gebunden. Notenbankchef Thomas Jordan hat bereits des öfteren durchblicken lassen, den Leitzinssatz nicht eigenmächtig heraufzusetzen. Er wartet, bis Draghi bzw. der Nachfolger des Italiener die Zinswende in der Eurozone einleiten. Bei einer Inflation deutlich unter 2% dürfte die Mehrheit der stimmberechtigten Mitglieder im EZB-Rat für eine Zinserhöhung aber keine Notwendigkeit sehen.

Zwar gab es zuletzt eine steigende Tendenz bei den Schweizer Sätzen: Der CHF 3-Monats-Libor, an den in Österreich viele Franken-Kredite gebunden sind, ist in den zurückliegenden Wochen leicht von -0,74% auf -0,71% gestiegen. Der CHF 1-Monats-Libor erhöhte sich von -0,84% auf -0,78%. Viel weiter nach oben dürfte es wegen der tiefen Inflation und dem Auf-die-Lange-Bank-Schieben der Leitzinswende aber nicht gehen.

Kein Paukenschlag

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) dürfte nach dem Mindestkurs-Paukenschlag vor genau vier Jahren die Katze nicht erneut gegen den Strich streicheln, in dem sie mit einem Leitzins-Paukenschlag den Euro-Franken-Kurs erschüttert: Die mit steigenden Schweizer Zinsen einhergehende Franken-Aufwertung würde ihre Verluste vergrößern. Das von der SNB betriebene Perpetuum Mobile der Finanzwelt erlitte Schiffbruch.

Um einen Wechselkurs von 1 Euro = 1 Franken zu verhindern, druckte die SNB jahrelang aus dem Nichts Schweizer Franken. Diese speiste sie dann durch den massenhaften Ankauf von Euros in das Finanzsystem ein. Mit den Euros kaufte sie sodann Aktien und Anleihen aus der Eurozone. Oder aber sie hat die Euros in US-Dollar getauscht, um US-Aktien zu erwerben. So besitzt die SNB mehr Facebook-Aktien als Firmengründer Mark Zuckerberg.

Erhöht die SNB nun ihren Leitzins, wertet der Franken gegen Euro und US-Dollar auf. Die SNB erleidet Wechselkursverluste im zweistelligen Milliardenbereich, selbst wenn Aktien- und Anleihenkurse stabil blieben. Käme es neben einer Franken-Aufwertung auch noch zu sinkenden Aktien und Anleihenkurse, wäre das der Super-Gau. Die SNB stünde vor dreistelligen Milliardenverlusten.
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