Was den Euro an Anstieg auf 1,20 Franken hindert
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Was den Euro an Anstieg auf 1,20 Franken hindert

Der Euro tut sich schwer die gute Stimmung an den Finanzmärkten in Kursgewinne gegenüber dem Schweizer Franken zu kanalisieren. Bisher ist es so, dass die Nachfrage nach dem Franken kaum nachgibt. Anders als vor einem Jahr, als der Euro zum Steilflug ansetzte, in dessen Verlauf er dann auf 1,2005 Franken abhob, ist die Ausgangslage diesmal anders.

Am Devisenoptionsmarkt ist Winterschlaf: Das einmonatige Risk Reversal, das kräftige EUR/CHF-Kursausschläge oft vorwegnimmt, verharrt seit über zwei Monaten bei einem Wert von -0,65%. Als der Euro im April 2018 auf 1,2005 Franken stieg, erhöhte das Risk Reversal auf 0,0%. Vor dem Absturz auf 1,1185 im September 2018, war das Risk Reversal auf -2,0% gefallen.


Wenn sich das Risk Reversal zum ersten Mal in 2019 bewegt, gilt es genau hinzuschauen. Aktuell ist eine Risiko-Rallye an den Finanzmärkten, wie sie sich in steigenden Aktienkursen und sinkenden Zinsen auf Staatsanleihen aus Italien, Spanien und Portugal spiegelt, im Gang. Anfang 2018 war die Situation ähnlich. Damals kletterte der Euro zwischen Februar und April 2018 von 1,15 auf 1,20 Franken.

Es gibt jedoch drei bedeutsame Unterschiede:
  1. Vor einem Jahr waren die Markterwartungen, dass die EZB Mitte 2019 die Zinsen anhebt. "Die Märkte gehen aber inzwischen davon aus, dass die EZB die Zinsen 2019 nicht mehr erhöht", konfrontierte das Handelsblatt unlängst Österreichs EZB-Ratsmitglied Ewald Nowotny. Der antwortete: "Ich muss ganz ehrlich sagen, dass mich die Markterwartung beunruhigt."
  2. Die Banken sind neben den hochverschuldeten Südstaaten und denen auf Niedrigzinsen zum Überleben angewiesenen Zombieunternehmen eine eklatante Schwachstelle der Eurozone. Der Euro Stoxx Banks Index, der die 19 größten Banken der Eurozone beinhalten, ist aktuell bei lediglich 94 Punkten - nach 140 Punkten Anfang 2018.
  3. Die Bilanzsumme der EZB ist trotz allen Beteuerungen über ein Ende der ultralockeren Geldpolitik in den letzten zwölf Monaten von 4,5 Billionen Euro auf 4,7 Billionen Euro weiter gestiegen. Der Rückbau der auf knapp 50% der Wirtschaftsleistung der Eurozone aufgeblähten Bilanzsumme lässt auf sich warten. Draghi steht in den Startlöchern neue Langfristkredite auszureichen, damit es Italiens Banken leichter haben, ihre Schulden aus vorherigen Langfristkrediten zurückzuzahlen.
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