Die Schweizer Notenbank ist nervös
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Die Schweizer Notenbank ist nervös

Ist Thomas Jordan der Dackel von Mario Draghi? Es sieht ganz so aus. Der Chef der Schweizerischen Nationalbank (SNB) geht an die Öffentlichkeit, um zu erklären: "Wenn die EZB ultralocker bleibt, dann bleiben wir das auch." Die aktuelle Geldpolitik der SNB mit einem Negativzins von -0,75% und der Bereitschaft am Devisenmarkt zu intervenieren, sei weiter angebracht.

Jordan erläutert in einem Interview mit CNN, warum er den Brexit-Prozess so aufmerksam verfolge. Verwerfungen im Wechselkurs könnten im Zusammenhang mit den Exporten in die Euro-Zone und nach Großbritannien Einfluss auf die Schweiz haben. Man wundert sich, warum er mit dieser Analyse nicht eine Woche früher an die Öffentlichkeit ging, also nach dem Nein der britischen Parlamentarier zur Austrittsvereinbarung.

Tatsächlich dürfte es dem SNB-Chef um die geänderte Geldpolitik der EZB gegangen sein. Die Finanzmärkte haben indes ihre Erwartungen an eine erste EZB-Leitzinserhöhung auf Mitte 2020 nach hinten verschoben. Und Mario Draghi hat auf der Pressekonferenz sehr stark signalisiert, dass er d'accord mit dieser Erwartungshaltung ist. Er hat damit einer Leitzinserhöhung für 2019 zu etwa 90% eine Absage erteilt.

Jordan muss darauf reagieren, und er tut es recht geschickt, in dem er sein Versprechen an der ultralockeren Geldpolitik festzuhalten (auf Leitzinserhöhungen zu verzichten) mit dem vermurksten Brexit-Prozess verquickt. Derweil bietet Theresa Mays nordirischer Koalitionspartner seine Unterstützung für den von der Premierministerin ausgehandelten Brexit-Deal an. Das Pfund steigt und stellt keine Bedrohung für die Schweizer Exporte da.

Jordan steht als jemand da, der die Zeitung von gestern liest. Aber das dürfte ihm egal sein. Denn die einfältige Devisenpresse leiert seine Brexit-Story runter und beleuchtet nicht, dass der SNB-Chef das Interview gab, um auf den Leitzinsverzicht der EZB zu reagieren.

Der Euro-Franken-Kurs nimmt Jordans uneingeschränkte Bereitschaft am Negativzins von -0,75%, von dem Österreichs Franken-Kreditnehmer profitieren, festzuhalten, dankbar auf. Die Devisennotierung klettert von 1,1260 auf 1,1340. Ob dies nun der Anfang einer nachhaltigen Aufwärtsbewegung ist, in dessen Verlauf es auf 1,15-1,20 geht, muss allerdings bezweifelt werden.

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