War die Korrektur übertrieben?
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War die Korrektur übertrieben?

Der Eurokurs ist in den letzten acht Monaten von 1,20 auf 1,13 Franken (-5,83%) gesunken. War es das und kommt es nun zu einer Gegenreaktion? Oder wird die Devisennotierung in den nächsten Wochen unter 1,10 purzeln. Für Letzteres spricht, dass Österreichs Notenbankchef eine Reaktivierung des Ankaufs von Staatsanleihen, die den Außenwert des Euros natürlich weiter verwässern würde, für möglich hält.

Am meisten Sorgen macht mir Deutschland. (...) Deutschland ist eben bei weitem das größte und wichtigste Land für die Dynamik der Eurozone", sagt EZB-Ratsmitglied Ewald Nowotny dem Handelsblatt. "Die aktuellen Risikofaktoren, die wir als EZB sehen, wie geopolitische Faktoren, würden Deutschland besonders treffen." Die Exportfokussierung auf China und USA sei gefährlicher als die Exportstruktur Österreichs, so Nowotny.

Angela Merkel hat derweil dem Wirtschaftspolitiker Friedrich Merz, der wissen dürfte, was zu tun wäre, einen Ministerposten verwehrt. Die Bundesregierung will nicht wahrhaben, das sie das Land in eine Stagnations-Sackgasse geführt hat. Man verweist stattdessen auf die gerade unter 60% der Wirtschaftsleistung gesunkene Staatsverschuldung und eine sehr niedrige Arbeitslosigkeit.

Das ist nicht ungefährlich, als es sich hier um Fundamentaldaten handelt, die erst beginnen negativ auszuschlagen, wenn die Rezession dreimal geklingelt hat. Was passiert, wenn die Eurozone entgegen den Prognosen zurückfällt, so wie die Aktienmärkte und der Euro-Franken-Kurs entgegen den Vorhersagen der Banken sinken, darüber lässt Nowotny keinen Zweifel aufkommen:

Man könne dann wieder in den Ankauf von Staatsanleihen einsteigen. Der Europäische Gerichtshof habe dieses Instrument, von dem Kritiker sagen es handele sich um eine in der EU seit Anfang der 1990er-Jahre verbotenen Staatsfinanzierung über die Notenpresse, gerade als ein legales Instrument der Geldpolitik eingestuft, erläutert der Österreicher.

EUR/CHF-Ausblick

Es sei durchaus wünschenswert, wenn die EZB wieder Euros aus dem Nichts heraus schafft, um damit die wackeligen Schuldscheine von Euroländern wie Italien ankauft, lässt sich argumentieren. Der Euro-Franken-Kurs kletterte auf 1,20 im April 2018, also zu einem Zeitpunkt, als die der Netto-Erwerb von Staatsanleihen noch im vollen Gang war.

Der Eindruck täuscht: An den Finanzmärkten richtet sich der Blick nach vorne. Und so wurde der Anstieg auf 1,20 seinerzeit von dem Ausblick gespeist, die EZB würde ihren Leitzinse Mitte 2019 anheben. Inzwischen haben sich die Markterwartungen dahingehend geändert, dass die EZB die Zinsen 2019 nicht erhöhen wird. "Ich muss ganz ehrlich sagen, dass mich die Markterwartung beunruhigt", sagt Nowotny dazu.

Sollte die EZB wieder in den aktiven Erwerb von Staatsanleihen mit Notenpressengeld einsteigen, würde der Euro verwässert. Momentan sieht es danach aus, dass Draghi erst einmal den Geschäftsbanken in der Eurozone neue Langfristkredite geben wird, damit die Banken Luft haben, wieder mehr Staatsanleihen ihrer Heimatländer zu kaufen. Danach käme dann die Reaktivierung direkter Staatsanleihen-Käufe.