Kommt 2019 die große Zäsur am Devisenmarkt?
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Kommt 2019 die große Zäsur am Devisenmarkt?

Wer unter dem Weihnachtsbaum Sichere Häfen gefunden hat, darf sich glücklich schätzen. Gold ist die Währung der Stunde. Auch die traditionell Sicheren Häfen Schweizer Franken und Japanischer Yen lassen die Muskeln spielen, während die Implosion an der Wall Street weitergeht. Risikoscheu ist oberstes Gebot. Die US-Regierung muss die Geldpolitik lockern. Dumm nur, dass dafür die Fed zuständig ist. Trump kann sich aber am Dollar vergreifen, und dann hätte man auch beim Euro und Schweizer Franken eine komplett neue Situation.

Mit 1,1270 Franken ist der Euro noch recht gut bedient. Seine Verluste halten sich in Grenzen, obschon die Wall Street wegen tiefroter Kurse das schlimmste Weihnachten der Geschichte erlebt. Die Aktienkurse fallen wie Steine. Weil die europäischen Märkte geschlossen sind, wird die Risikoscheu bisher nicht sehr stark an den Euro-Franken-Kurs durchgefiltert. Am Donnerstag und Freitag, wenn Europa geöffnet ist, könnte sich das aber ändern.

Die Katze scheint tot und lässt sich nicht mehr wiederbeleben. Niemand wartet sehnsüchtiger auf ein Ende der Talfahrt als die US-Regierung. Finanzminister Mnuchin hat jetzt mal öffentlichkeitswirksam mit den US-Großbanken telefoniert, die ihm dann nicht weniger öffentlichkeitswirksam zusicherten, über genügend Mittel für die Kreditvergabe zu verfügen. Was für ein Schmierentheater. Sein Chef kritisiert die US-Notenbank. Sie habe kein Gefühl für die Märkte, twittert Trump.

In Deutschland und Österreich dominiert oft Schadenfreude, wenn es zu einem Aktien-Crash kommt. Die risikoscheuen Sparer sind klar in der Überzahl. Anders ist die Lage in den USA. Hier ist die Altersvorsorge an die Aktienmärkte gekoppelt. 14 Billionen US-Dollar haben die Amerikaner in Depots gesteckt, die sich vom Bruttoeinkommen besparen lassen und die erst besteuert werden, wenn sie in Rente gehen und an das Geld wollen. Diese Leute werden Trump nicht noch einmal wählen, sollte er den Aktienmarkt nicht wieder hochbringen.

Einziger Ausweg

Den US-Präsident erzürnt die US-Notenbank (Fed). Sie strafft die Geldpolitik über zwei Kanäle: Zum einen erhöht sie die Leitzinsen, zum anderen verkauft sie US-Staatsanleihen und Hypothekenpapiere, die sie im Verlauf der letzten Krise aufgekauft hatte. Trump kann den von ihm selbst ernannten Fed-Chef Powell aber nicht feuern. Insofern muss man in Weißen Haus darüber nachdenken, wie man die Geldpolitik lockern kann, mit den Mitteln, die der US-Regierung verfassungsmäßig zur Verfügung stehen.

Der US-Finanzminister, nicht die Fed, ist zuständig für den US-Dollar. In Europa wird man sich erinnern: "Der Dollar ist unsere Währung, aber Euer Problem", erklärte einst US-Finanzminister John Connally 1971. Trump kann die Geldpolitik lockern, indem er den US-Dollar aufweicht. Er müsste dafür zunächst einmal aus einer G7-Vereinbarung, keine Währungskommentare (verbale Devisenmarktinterventionen) vorzunehmen, aussteigen. Diese Vereinbarung ließe sich quasi in weniger als fünf Minuten per Twitter-Tweet aufkündigen.

Sodann könnten Trump und sein Finanzminister Mnuchin so richtig loslegen, den Dollar weichzureden. Begründung: Ein weicherer Dollar ist derzeit im nationalen Interesse, um das ausufernde US-Handelsbilanzdefizit, das die USA jede Menge Wachstumspunkte kostet, zu verringern. Es ist vollkommen offen, wie der Euro-Franken-Kurs auf einen heißen Währungskrieg unter den Industriestaaten reagieren würde. Der Euro könnte deutlich zulegen, weil sein Status als Anti-Dollar gestärkt wäre. Aber auch der Franken wäre wegen seines Sicheren-Hafen-Charakters keine schlechte Wahl.

Sicher wäre nur: Die Wechselkursschwankungen stiegen dramatisch. Und das wäre natürlich eine Hiobsbotschaft für die Exportunternehmen, sowohl für die in der Eurozone, als auch für die in der Schweiz. Sie sind auf einigermaßen stabile Wechselkurse angewiesen, um ausreichend Planungssicherheit zu haben. Nun ist es aber so, dass die Schweiz im Vergleich zu weiten Teilen der Eurozone einen hochmodernen und sehr wettbewerbsfähigen Dienstleistungssektor hat. Und der könnte dann den Ausschlag für den Franken geben.