Nowotny und Draghi servieren Euro-Schwäche auf Silbertablett
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Nowotny und Draghi servieren Euro-Schwäche auf Silbertablett

EZB-Chef Mario Draghi droht mit einer anhaltend radikalen Geldpolitik. Der Eurokurs bricht daraufhin einen Versuch über 1,15 Franken zu steigen, ab. Auch die Schweizerische Nationalbank (SNB) meldet sich zu Wort. Sie kommentiert in ungewöhnlich direkter Weise den Euro-Franken-Kurs. Österreichs Notenbankchef Ewald Nowotny macht eine Bemerkung, die er noch bereuen dürfte.

"Wir halten uns viele Optionen in der Ausrichtung unserer Geldpolitik offen", sagt Draghi bei einer Parlamentsanhörung in Dublin. "Wenn sich die Dinge verschlechtern, können wir die Zeitspannen immer verlängern, wir können unsere Forward Guidance immer ändern". Mit der Androhung die "Zeitspannen zu verlängern" signalisiert der EZB-Chef auch, den Ankauf von Staatsanleihen fortzuführen.

Das ist ein Giftpfeil für den Euro. Er bricht einen vielversprechenden Anstieg auf 1,1470 Franken, den höchsten Stand seit drei Wochen, ab. Es folgt ein Zurückschnellen auf 1,1420. Anders als die US-Notenbank (Fed) warnt Draghi auch vor der Volatilität an den Finanzmärkten, gemeint ist damit der Kursrutsch an den Aktienmärkten und steigende Zinsen auf südeuropäische Staatsanleihen im Oktober 2018.***


Den Schweizer Negativzins von -0,75%, von dem Österreichs Franken-Kreditnehmer so sehr profitieren, "braucht es vor allem, damit wir eine Zinsdifferenz zum Euro aufrecht erhalten, um so den Aufwertungsdruck auf den Franken zu mindern." Ferner erklärt SNB-Vizepräsident Fritz Zurbrügg gegenüber der Zeitung "Schaffhauser Nachrichten" dass man weiterhin bereits sei, am Devisenmarkt zu intervenieren.

Österreichs Notenbankchef, EZB-Ratsmitglied Ewald Nowotny, behauptet allen Ernstes: "Wir haben kein Risiko einer Rezession (in der Eurozone)." Das erinnert sehr stark an die Schweizerische Nationalbank (SNB), die drei Tage vor der Mindestkurs-Aufhebung erklärte, man würde an der Euro-Stützgrenze bei 1,20 Franken festhalten.

Tatsächlich ist es das Risiko, dass die Eurozone mit einem negativen Einlagenzins von -0,40% in ein Rezession rutscht, inzwischen bei etwa 25%. Und weil es die Eurozone in den letzten Jahren kläglich versäumte ihren Dienstleistungssektor zu modernisieren und damit weiterhin auf Industrieexporte sklavisch angewiesen ist, wird in Peking und Washington darüber entschieden, wann Europa in eine Rezession schlittert.

Einkaufsmanager-Daten und viele weitere Konjunkturdaten zeigen, dass es der Abschwung in vollem Gange ist. 2019 wird Euroland zudem von der sich abschwächenden Wirkung der US-Steuersenkungen leiden. Die Fed schreibt in ihrem aktuellen Lagebeurteilung, dass sich die Anlageinvestitionen der US-Unternehmen, das sind oft Maschinen aus Europa, abschwächen.



***Dass Draghi vor Finanzmarkt-Volatilität warnt, ist ein Indiz dafür, dass man beim geldpolitischen Mikro-Management der Privatwirtschaft und der Bürokratie-Überwucherung des Bankensektors zu weit ging. Sinkende Vermögenspreise und Unternehmenspleiten (beides wird von der EZB bekämpft) sind Teil eines jeden Konjunkturzyklus. Dem Fed-Vorsitzenden Powell ist das sehr wohl bewusst.