Neue Normalität: Höhere EZB-Leitzinsen fatal für Euro
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Neue Normalität: Höhere EZB-Leitzinsen fatal für Euro

Schwache Konjunkturdaten halten den Euro unter 1,14 Franken. Die Vermögensverwalter, also jene Gruppe, die von der Aufblähung der Aktien- und Anleihenkurse durch die Notenbanken besonders stark profitierten, rühren die Werbetrommel. Demnach wird Risikoscheu demnächst verschwinden und die Börsen-Hausse weitergehen. Steigt der Euro erneut auf 1,20 Franken, wenn es zum Déjà-vu-Erlebnis kommt und Draghi auch 2019 Leitzinserhöhungen ausschließt?

Die Eurozone verzeichnete im Oktober das schwächste Wirtschaftswachstum seit zwei Jahren, zeigen Einkaufsmanager-Daten von IHS Markit. Die eingetrübten Geschäftsaussichten deuteten daraufhin, dass sich die Abkühlung in den nächsten Monaten fortsetzen könnte, heißt es in dem Bericht. Auch der ifo-Geschäftsklimaindex fällt schlechter aus als erwartet. "Die weltweiten Unsicherheiten bremsen die deutsche Wirtschaft aus", so ifo-Chef Clemens Fuest.

Der Ausverkauf an den Aktienmärkten könnte sich als gesunde Korrektur erweisen, die den Konjunkturzyklus verlängert, sagt Joachim Fels vom Vermögensverwalter Pimco dem Finanzdienst Bloomberg. Investoren sollten ihre Aktienquote jetzt so hoch wie möglich halten, zitiert Fonds Online Uwe Eilers, Geschäftsführer des Asset Managers FV Frankfurter Vermögen. Die Aussichten für Aktien seien deutlich besser als die für Anleihen.

Man kann simpel dagegen argumentieren: Für die durch das EZB-Wertpapierkaufprogramm aufgeblähten Aktienkurse geht es zurück auf Los. Für den Dax würde das ein Absacken knapp unter 10.000 Punkte bedeuten - den Stand von Anfang 2015. Damals stieg die EZB in den großangelegten Ankauf von Staatsanleihen ein. Der Schritt führte neben der Aktien-Hausse dazu, dass die Schweizerische Nationalbank (SNB) die Verteidigung der Euro-Stützgrenze bei 1,20 Franken aufgeben musste.

Zinsvorteil auf den Kopf gestellt

Ob die EZB Ende 2018 tatsächlich ihre Netto-Wertpapierkäufe einstellt, ist noch nicht gesagt. Sie hält sich eine Hintertür offen. Die Entscheidung sei abhängig davon, ob sich der mittelfristige Ausblick für Inflation in der Eurozone bestätigt, steht in der EZB-Lagebeurteilung. Weil Draghi die Latten für Wachstum und die Inflation bewusst hochgehängt hat, sind diese leicht reißen, was dann dazu führen würde, dass die EZB 2019 die Staatsfinanzierung über die Notenpresse wieder aufnimmt.

Zunächst wird die EZB aber versuchen, mit ihrer Forward Guidance die Vermögensverwalter glücklich zu machen. Schwächt sich die Konjunktur in der Eurozone weiter ab, wofür vieles spricht, sollte Draghi auch Leitzinserhöhungen für 2019 ausschließen. Als der Italiener Anfang 2018 selbiges tat, war das für den Euro-Franken-Kurs keine schlechte Sache. Er kletterte bis April 2018 auf 1,20. Dauerhafte Null- und Negativzinsen in der Eurozone werden aus der Sicht des Euro-Franken-Kurses offenbar als geringeres Übel angesehen.

Das widerspricht der gängigen Wechselkurs-Lehre. Die Finanzmärkte haben aber bereits durchgespielt, was höhere Leitzinsen für die Eurozone bedeuteten. Hochverschuldete Länder wie Italien hätten große Schwierigkeiten. Hinzu kämen Probleme in dem mit vielen staatsnahen Unternehmen gespickten Privatsektor der Eurozone: "Inzwischen zeigen sich allerdings gravierende Nebenwirkungen, die zu einer schleichenden Zombifizierung der Wirtschaft und einer gefährlichen Abhängigkeit von sehr niedrigen Zinsen geführt haben", warnt der Vermögensverwalter Bert Flossbach.

Fazit:
Für die Geldmenschen, die seit der Euro-Schuldenkrise das Sagen haben, ist es das Beste, am Status-Quo festzuhalten. Alle sollen sich an die radikale Geldpolitik der EZB gewöhnen und diese als etwas vollkommen Normales wahrnehmen. Dass das auf Sicht von fünf bis zehn Jahren in die wirtschaftliche Einöde und Nullwachstum führt, ist den aktuell handelnden Akteuren egal. Ihnen geht es einzig und allein um Geld und Prestige.
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