Österreichs Banken machen Franken-Schuldnern Leben schwer
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Österreichs Banken machen Franken-Schuldnern Leben schwer

In Deutschland ist der Anreiz größer von einem Franken-Kredit in einen Euro-Kredit zu konvertieren als in Österreich. Hintergrund: Österreichs Banken fordern unverschämt hohe Euro-Zinsen und verleiten damit ihre heimischen Kreditnehmer zum Aussitzen.

"Angesichts des Auseinanderlaufens der Geldpolitik zwischen der Schweiz und der Eurozone sehen wir das Währungspaar unter Schwankungen langfristig im Bereich der Marke von 1,20 Schweizer Franken gut aufgehoben", heißt es im neuen Devisenheft der DZ Privatbank. Derzeit ist der Euro-Franken-Kurs bei 1,16. Sollte er erneut den früheren Mindestkurs erreichen, sänke die Restschuld bei fortwährender Zinsersparnis.

Ein Beispiel:

Zwei Häuselbauer, einer aus Bregenz in Österreich und einer aus Lindau in Deutschland, entscheiden sich im Jahr 2006 wegen tiefen Schweizer Zinsen für einen Franken-Kredit. Beide nehmen ein Darlehen im Gegenwert von 200.000 Euro zum damaligen Eurokurs von 1,55 Franken auf.
  • Zum aktuellen EUR/CHF-Kurs von 1,16 beträgt die Restschuld 267.241 Euro.
  • (267.241 Euro minus 200.000 Euro Restschuld bei Kreditaufnahme)
  • Beide Franken-Kreditnehmer stehen somit mit 67.241 Euro unter Wasser.

Würde der Euro, wie im April 2018, noch einmal auf 1,20 Franken steigen, sänke die Restschuld auf 258.333 Euro. Beide Kreditnehmer stünden mit 58.333 Euro unter Wasser.


Anders ist die Lage bei den Zinsen: Der deutsche Franken-Kreditnehmer kann sein Darlehen zu einem zehnjährigen Fixzins von 1% in einen Euro-Abstattungskredit konvertieren. Österreichs Banken verlangen für das gleiche Euro-Darlehen einen Fixzins von im Schnitt 1,70%, wie einschlägige Vergleichsportale zeigen.

Damit sind Euro-Abstattungskredite in Österreich um horrende 70% teurer als in Deutschland! Das ist angesichts des geringen Zinsunterschieds zwischen deutschen- und österreichischen Staatsanleihen eine Farce. Zehnjährige Bundesanleihen rentieren bei 0,40%, ihre österreichischen Pendants bei 0,60%.

Die Folge: Der Anreiz in einen Euro-Kredit zu konvertieren, da können Banken und Finanzmarktaufsicht (FMA) noch so sehr die Werbetrommel rühren, ist in Österreich geringer. Ferner zeigt das Beispiel der auseinanderklaffenden Zinsen die großen Versäumnisse der EU den Binnenmarkt für Dienstleistungen zu verbessern und zu modernisieren.

Denn es ist nicht einzusehen, warum der Lindauer 70% weniger Zinsen zahlen muss als der Bregenzer, zumal es gut möglich ist, dass beide für das gleiche Unternehmen arbeiten und die gleiche Bonität haben. Der Deutsche wird daher eher gewillt sein seinen Franken-Kredit zu konvertieren, während Österreichs Banken mit ihren hohen Zinsen dem Bregenzer einen Anreiz zum Aussitzen geben.

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