Euro steigt zum Franken vorübergehend auf 1,15
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Euro steigt zum Franken vorübergehend auf 1,15

In Italien läuft es nun doch nicht auf Neuwahlen hinaus, die zu einer Abstimmung über den Euro hätten werden können. Der Euro honoriert das, in dem er sich bei 1,15 Franken befestigt. Er steht laut der Schweizerische Nationalbank (SNB) aber auf wackligen Beinen. Die großen Probleme, die der Euro verursacht, lassen sich nicht länger ignorieren.

"Was wir einfach feststellen ist, dass die Devisenmärkte fragil sind", sagte SNB-Vizepräsident Fritz Zurbrügg zwei Tage nachdem der Euro-Franken-Kurs auf ein Tief bei 1,1370 gesunken war. "Wir sind überzeugt, dass unsere geldpolitische Ausrichtung mit Negativzinsen und mit der Bereitschaft am Devisenmarkt zu intervenieren dieser Fragilität Rechnung trägt", so Zurbrügg laut einer Reuters-Meldung.

Derweil beginnt das Zusammenstreichen der EUR/CHF-Prognosen: Julius Bär geht mit seiner 3-Monats-Prognose von 1,20 auf 1,10 runter, berichtet cash.ch. Man darf gespannt sein, wann die UBS nachzieht. Die größte Bank der Schweiz sieht den Euro bisher bei knapp 1,25 Franken. Sie hat möglicherweise den wahren Zustand der Eurozone und die wirtschaftliche Erholung im Süden überschätzt.

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Die Leute unterschätzten wie verheerend die wirtschaftliche Lage Italiens ist, sagt Luigi Zingales, Finanz-Professor an der Chicago Booth School of Business, in einem Bloomberg-Interview. "Der Euro hat viele ungelöste Probleme, und es darf nicht zugelassen werden, dass diese die Europäische Union zerstören", warnt der Financier George Soros.

US-Präsident Trump macht ernst und verhängt Stahl- und Aluminiumzölle gegen die EU, Kanada und Mexiko. Die Europäer kündigen Vergeltungsmaßnahmen "innerhalb von Stunden" an. Er werde seine Handelspolitik beibehalten, bis keine Mercedes-Modelle mehr auf der Fifth Avenue in New York rollten, hat Trump im April zu Frankreichs Präsident Macron gesagt, berichtet die Wirtschaftswoche.

Der inzwischen verstorbene deutsche Bundeskanzler Helmut Schmidt hatte bereits vor Jahren in einem Fernsehinterview gesagt, dass Deutschland seine hohen Exportüberschuss abbauen müsse, sonst würden es andere tun. Jetzt scheint der Punkt erreicht, an dem es andere tun. Die USA wollen es nicht länger hinnehmen, dass deutsche Produkte wegen eines viel zu tiefen Wechselkurses so günstig auf den US-Markt gelangen.

Die EZB-Weichwährungspolitik ist ein trojanisches Pferd. Kurzfristig wachsen wegen ihr Exporte und Wohlstand in Deutschland, langfristig verursacht sie große Problem. Die Lösung: Deutschland muss eine viel stärkere Währung bekommen. In Anbetracht von einer gerade auf 2,2% gestiegenen Inflation sind Negativzinsen und der Ankauf von Staatsanleihen in keinster Form gerechtfertigt.

Ausblick:
Es ist nur eine Frage der Zeit, bis in Italiens Probleme, die die EZB jahrelang versteckte, für alle Anleger-Schichten offenkundig werden. Sollte dann noch die deutsche Automobilindustrie eine Abreibung von Trump bekommen, ginge noch mehr Konjunkturdynamik in der Eurozone verloren. Der Euro würde dann unter 1,10 Franken sinken.