Skandalöse Schuldenerlass-Forderung bringt Euro ins Wanken
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Skandalöse Schuldenerlass-Forderung bringt Euro ins Wanken

Der Euro purzelt auf 1,1770 Franken - den tiefsten Stand seit fünf Wochen. Auslöser der Talfahrt ist Italien, wo Politiker eine skandalöse Forderung an die Presse durchstehen. Die Koalitionäre der Parteien 5 Sterne und Lega wollen von der EZB 250 Milliarden Euro Staatsschulden erlassen bekommen. Ferner soll ein Mechanismus installiert werden, um aus dem Euro auszutreten und den nationalen Währungen zurückzukehren.

Dass er mit seinem Modell, wie der Euro-Franken-Kurs tickt, so rasch bestätigt wird, damit dürfte der Vizepräsident der Schweizerischen Nationalbank (SNB), Fritz Zurbrügg, nicht gerechnet haben: "Was wir in den vergangenen Jahren tatsächlich festgestellt haben, ist, dass die Safe-Haven-Funktion (des Schweizer Frankens) besonders dann spielte, wenn es Probleme in Europa gab", sagte Zurbrügg vor wenigen Tagen.

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In Italien ist man um Schadensbegrenzung bemüht. Die Schuldenerlass-Forderung sei absurd, heißt es aus Rom. Das, und die im Hintergrund laufenden Käufe von italienischen Staatsanleihen durch die EZB helfen dem Euro-Franken-Kurs sich zu erholen und einstweilen über die Marke von 1,18 zurückzukehren. Doch die Risiken sind nicht vom Tisch.


Man stelle sich vor, die unter den Teppich gekehrten Probleme mit faulen Krediten im Bankensektor treten zu Tage. Noch können Anleger mit dem Verkauf von Banken-Aktien die Eurozone ins Wanken bringen. Der Aktienmarkt wird von der EZB nicht so sehr beschützt wie der Staatsanleihen-Markt. Das würde sich freilich ändern, sollte Draghi auch Aktien kaufen, um sein Heimatland rauszupauken.

Aus der Sicht des Euros sind die Forderungen nach einem Schuldenerlass für Italien weniger gravierend, weil eine Realisierung auf Sicht von 12-24 Monaten gänzlich unwahrscheinlich ist. Die Euro-Optimisten stört allerdings, dass Italien gerade jetzt so sehr auf die Pauke haut, wo Deutschland und Frankreich Vorschläge ausarbeiten, um die Eurozone enger zu einer Haftungs- und Schuldenunion zu verzahnen.

Dies bestärkt die Skeptiker in den Reihen von Angela Merkels CDU, die sich zuletzt bereits in zunehmender Zahl gegen die Vorschläge von Frankreichs Präsident Macron ausgesprochen haben. Auch die Niederlande lehnen es ab, die Haftungsseite der Eurozone zu vergemeinschaften. Der Traum von einer Währungsunion, in der die Nordstaaten garantieren und die Südstaaten aufholen, rückt in die Ferne.