Keine Chancen mehr für Franken-Kreditnehmer in Übersee
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Keine Chancen mehr für Franken-Kreditnehmer in Übersee

"Die Haushalte spekulieren offenbar gerne. Früher mit Fremdwährungen - und heute eben mit Zinsen", stellte Stefan Pichler, Vizerektor der Wirtschaftsuniversität Wien, letztes Jahr fest. Allerdings dürfte kaum jemand einen Währungs-Switch von einem Franken-Kredit in einen Dollar-Kredit vorgenommen haben, obwohl die US-Währung die Verschuldungswährung schlechthin ist. Der Yen ist in Österreich beliebter.

Der für Franken-Kreditnehmer wichtige CHF 3-Monats-Libor wird bis mindestens 2019 bei -0,75% bleiben, prognostiziert die Aargauische Kantonalbank. Nicht überall ist es so ruhig wie in der Schweiz. Der dreimonatige Libor-Satz für den US-Dollar ist gerade auf den höchsten Stand seit zehn Jahren gestiegen. An den Dollar-Libor sind Kredite und andere Finanzprodukte im Wert von 350 Billionen US-Dollar gekoppelt.

Bei eine Währungs-Switch in einen Dollar-Kredit hätten Fremdwährungskreditnehmer höheren Zinskosten mit einem dicken Wechselkursgewinn überkompensiert. Der Euro wurde in den letzten zwölf Monaten 17% gegen den US-Dollar stärker. Er kletterte von 1,05 auf 1,23 Dollar. Ein Fremdwährungskreditnehmer mit einem Kredit im Gegenwert von 150.000 Euro hätte mit einem Währungs-Switch rund 29.500 Euro gespart.

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Nun ist der Zug aber weitestgehend abgefahren. Mehr als 1,30 dürfte nicht drin sein. Der EUR/USD-Kurs ist seit zehn Jahren in einem übergeordneten Abwärtstrend, was angesichts der EZB-Notenpressenpolitik nur allzu verständlich ist. Wer mit seinem Fremdwährungskredit spekulieren will, findet auch keine Chance im Japanischen Yen.

Die Bank von Japan werde wahrscheinlich nie aufhören, Geld zu drucken, um Staatsanleihen zu kaufen und damit die Zinsen niedrig halten, sagte unlängst der US-Bondguru Bill Gross. Gleichwohl besitzt der Yen Potenzial gegen den Euro aufzuwerten. Japan hat zwar höhere Staatsschulden als die Eurozone. Sonst steht das Land aber überall besser da.

Es herrscht Vollbeschäftigung, die Banken sind stabil. Anders als in der Eurozone gibt es kaum Zombie-Unternehmen. Japanische Unternehmen sitzen auf den dicksten Kapitalpolstern weltweit. Hinzu kommen extrem hohen Ersparnisse der japanischen Haushalte. Ein Währungs-Switch von einem Franken-Kredit in Yen-Kredit dürfte also ins Auge gehen:
  • Switchen von 150.000 Euro zum aktuellen Euro-Yen-Kurs von 130 entsprechen 19,5 Mio. Yen
  • Der Euro sinkt auf 115 Yen
  • 19,5 Mio. Yen geteilt durch 115 = 169.565 Euro
  • Wechselkursverlust: -19.565 Euro
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