EUR/CHF-Ausblick: Wie prekär ist die Lage?
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EUR/CHF-Ausblick: Wie prekär ist die Lage?

Der steile Anstieg des Euro-Franken-Kurses ist vorbei, die Marke von 1,20 außer Reichweite. An den deutschen Bundesanleihen liegt es nicht. Der Zins auf die 10-jährige klettert mit 0,63% auf den höchsten Stand seit zwölf Monaten. Ferner verringerte sich der Zinsunterschied zu italienischen Staatsanleihen seit Jahresbeginn von 1,66% auf 1,50%.

Dass man von einer Euro-Schwächephase aktuell nicht reden kann, zeigen die kräftigen Kursgewinne der Gemeinschaftswährung gegenüber dem US-Dollar. 1 Euro war zuletzt 1,25 Dollar wert, nach 1,15 Dollar im November 2017 und 1,04 Dollar Ende 2016. Der Euro-Yen-Kurs stieg in den zurückliegenden neun Monaten von 115 auf 135 (+17,4%).

Es muss sich somit um eine Stärkephase des Schweizer Frankens handeln. Die Schweizer Wirtschaft hat beim Wirtschaftswachstum den Rückstand zur Eurozone aufgeholt. Hinzu kommt: Die Schweiz hat größere Exportüberschüsse als die Eurozone und eine deutlich niedrigere Staatsverschuldung. Unternehmen und private Haushalte sitzen im Gegensatz zu weiten Teilen der Eurozone auf dicken Guthaben.

Wie sehr sich eine Währung abschwächt, wenn sich Staaten zu sehr verschulden und deutlich mehr verbrauchen als sie selbst herstellen, zeigen US-Dollar und türkische Lira. Hier gibt es hohe Staatsschulden und Exportdefizite. Eine weiche Währung ist vor allem in der Türkei, aber auch in den USA, ein maßgeblicher Grund für den steilen Anstieg des Aktienmarktes.

Aus währungstaktischer Sicht ist die jüngste Schwächephase des Euros gegen den Schweizer Franken somit nachvollziehbar. Zwar steht der Euro momentan solide da, weil Deutschland die Exportüberschüsse hoch und die durchschnittlichen Staatsschulden der Eurozone einigermaßen niedrig hält. Die Schweiz ist aber in beiden Bereichen besser.

Damit bleibt dem EUR/CHF-Kurs nur die Möglichkeit mit höheren deutschen Zinsen bei sinkender Zinsdifferenz zu Südeuropa in die Anstiegsspur zurückzufinden. Ob die Zinsen auf Staatsanleihen weiter konvergieren, daran muss man aber in Anbetracht der anstehenden Wahlen in Italien ein großes Fragezeichen machen.