Ausblick 2020: Chancen und Risiken für Franken-Kreditnehmer
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Ausblick 2020: Chancen und Risiken für Franken-Kreditnehmer

Die Schweizer Zinsen werden noch Jahre extrem niedrig bleiben und damit eine gute Planungssicherheit für Franken-Kreditnehmer in Österreich gewährleisten. Gleichzeit hat der Euro-Wechselkurs seit Anfang 2017 kräftig zugelegt. Er kletterte von 1,07 Franken auf 1,17 Franken, was zu einem deutlichen Abschmelzen der Fremdwährungsschuld führt. Wie dauerhaft ist der Anstieg in Anbetracht einer gefährlichen Blankovollmacht von OeNB-Chef Nowotny?

Alle Notenbanken der Welt hätten die Regel, dass "erst einige Zeit" nach dem Ende der Anleihenkäufe wieder an der Zinsschraube gedreht werde, sagt der Chef der Österreichischen Nationalbank, EZB-Ratsmitglied Ewald Nowotny, dem ORF. "Das heißt, realistisch gesehen, würde sich aus dieser Perspektive erst im Jahr 2019 eine Änderung der Zinspolitik ergeben", fügt Nowotny hinzu.

Noch realistischer ist sogar 2020, weil die meisten Marktteilnehmer inzwischen damit rechnen, dass der von der EZB der bislang bis Ende September 2018 datierte Ankauf von Staatsanleihen noch einmal bis März 2019 verlängert wird. Rechnet man Nowotnys-Leerlauf von schätzungsweise neun Monate obendrauf, käme die erste Leitzinserhöhung Anfang 2020.

Die Schweizerische Nationalbank (SNB), die nur vier offizielle Sitzungen pro Jahr abhält, wäre damit frühestens im März 2020 in der Lage eine Zinserhöhung zu wagen. Franken-Kreditnehmer können daher mit einem CHF 1-Monats-Libor und CHF 3-Monats-Libor von -0,70% bis -0,80% kalkulieren. Man sollte aber im Hinterkopf behalten, dass etwa ein halbes Jahr bevor EZB und SNB zur Tat schreiten, das Einpreisen beginnt und die Libor-Sätze auf etwa -0,50% steigen könnten.

Euro-Abschwächung

Was bis 2020 mit dem EUR/CHF-Wechselkurs passiert, ist offen. Auch hier sollte man sich Bemerkungen von Österreichs Notenbankchef zu Rate ziehen. Die EZB habe die Macht Staatspleiten schwacher Euroländer abzuwenden. Und weiter: "Und sie sollte diese Macht, es zu verhindern, einsetzen. Denn das ist Teil des Mandats", erklärt Nowotny laut einer Reuters-Meldung.

Die EZB kann sicherlich mit ihrer Notenpresse einen glaubwürdigen Geldverleiher letzter Instanz (Lender of Last Resort) spielen und immer genügend Euros bereitstellen, so dass kein Land pleitegeht. Die damit verbundene moralische Versuchung für Euroländer in die Vollen zu gehen (Moral Hazard) werden Nowotny und seine Kollegen aber über einen Abschwächung des Euros bezahlen müssen.

Wegen des Konjunkturbooms interessiert sich derzeit niemand für die Rolle der EZB als Geldverleiher letztes Instanz. Das dürfte sich ändern, wie eine Parallele zu 2008 zeigt:

Auf den Höhepunkt der Finanzkrise garantierten Merkel und ihre damaliger Finanzminister Steinbrück die deutschen Sparguthaben, eine extrem europafeindliche Aktion der deutschen Bundeskanzlerin. Wegen dieser Garantie fließen die Gelder bis heute nach Deutschland, als es in ganz Europa kein ebenbürtiges Land gibt, das es sich erlauben kann, eine solche Garantie auszusprechen. Es dauerte seinerzeit einige Jahre, bis die Finanzmärkte ihre Aufmerksamkeit auf die von Merkel aktivierte Schwachstelle der Eurozone richteten und sich Spanien und Italien zur Brust nahmen.

Wenn die EZB von ihrer lautlosen Rettung der Euroländer mithilfe der Notenpresse zu einer aktiven Rettung übergeht, so wie es Nowotny in Aussicht stellt, wird der Tribut in Form eines schwächeren Euros fällig. Es passt ins Selbstverständnis der Draghi-EZB, dass sie ihre Rolle als Geldverleiher letztes Instanz beiläufig mitteilt, jedoch die 340 Millionen Bürgern, die täglich mit dem Euro bezahlen, über die gravierenden Auswirkungen im Dunkeln lässt.