Frankreich sagt hartem Euro Kampf an
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Frankreich sagt hartem Euro Kampf an

Am steilen Anstieg des Euros scheiden sich die Geister. Die deutsche Wirtschaft ist auf dem absteigenden Ast. Dem Run auf die Gemeinschaftswährung tut das keinen Abbruch. Der Euro kostet mit 1,1455 Franken und 1,1845 Dollar so viel wie das letzte Mal im Januar 2015. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron macht den Euro mit seinen Umverteilungsplänen kurzfristig stark und langfristig krank.

"Deutschland hat den Höhepunkt seiner wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit erreicht und vielleicht schon überschritten", sagt Marcel Fratzscher, Chef des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) der "Welt am Sonntag". "Eine Krise der Automobilindustrie ist eine Gefahr für die gesamte deutsche Volkswirtschaft."

Daher muss Frankreich die Kohlen für die Eurozone aus dem Feuer holen. Präsident Macron ließ sich jüngst als Reformer und Deregulierer von Donald Trump feiern. An die heißen Eisen traut er sich aber nicht. Bisher seien weder eine Anhebung des Rentenalters, noch einen Änderung der 35-Stunden-Woche oder Einschränkungen beim Kündigungsschutz konkret erkennbar, sagt Hans-Werner Sinn, Deutschland profiliertester Ökonom (ℹ Focus Money).

Will Macron alle über den Tisch ziehen?

Wie die französische Regierung ihre europäischen Partner zuweilen hintergeht, zeigt ein aktueller 🔗Streit mit Italien um eine französische Schifffahrtswerft. Die sollte einen neuen italienischen Eigner bekommen. Doch Macron macht es wie Tsipras, er bricht Verträge der Vorgängerregierung. Umgekehrt gehen französische Unternehmen in Italien auf Shopping-Tour. Ihre Firmenübernahmen fallen sechsmal so hoch aus wie die von italienischen Firmen in Frankreich.

"Macron schlägt den Franzosen ein Programm vor, das ihnen selbst Entbehrungen erspart, und sucht stattdessen mit Deutschland den Schulterschluss", stellt Sinn, früherer Chef des ifo-Instituts, fest. Frankreichs Staatspräsident wolle mit einer gemeinsamen Einlagenversicherung, europäischer Arbeitslosenversicherung sowie vergemeinschafteten Schulden Geld von Norden in den Süden pumpen. Das sei nur allzu verständlich, weil die französische Wirtschaft in Südeuropa mit die besten Kunden hat.

Wird Deutschland schwächer, bekommt Frankreich zusammen mit den Südeuropäern die Gelegenheit der vor einem Jahrhundert gescheiterten lateinische Münzunion neues Leben einzuhauchen. Die Krux an der Sache: Eine Münzunion 2.0 mit Deutschland als Zahlmeister und ein harter Euro können aus währungstaktischer Sicht einige Jahre gutgehen.

Danach ist die soziale Marktwirtschaft wegen weniger Wettbewerb, staatlicher Bevormundung, Schulden-Tricksen und des Mangels an Freiraum für Eigeninitiative so sehr ausgehöhlt, dass an einer Abschwächung der Gemeinschaftswährung kein weg mehr vorbeigeht.