Große Aufholjagd bei Franken-Krediten: 10.000 € gutgemacht
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Große Aufholjagd bei Franken-Krediten: 10.000 € gutgemacht

Weil der Euro inzwischen knapp 1,11 Franken wert ist, hat sich die Lage für Franken-Kreditnehmer erheblich entspannt. In den vergangenen Monaten wurde ihre Kreditschuld so stark abgetragen wie das letzte Mal bei der Abwendung des Grexit vor zwei Jahren. Ein typischer Häuselbauer in Österreich, der ein Darlehen im Franken laufen hat, muss wegen dem Wechselkurs-Anstieg 10.000 Euro weniger abstottern. Der Break-Even, jener Punkt, an dem aus einem Verlust eine Gewinn wird, rückt näher.

Ist für den Euro bei 1,1070 Franken das Ende der Fahnenstange erreicht? Hoffentlich nicht, denken sich die verbliebenen 110.000 Haushalte in Österreich mit einem Fremdwährungskredit. 160.000 Familien seien bereits ausgestiegen und könnten ruhiger schlagen, teilte unlängst die Finanzmarktaufsicht (FMA) in Wien mit. Bei den Aussteigern handelt es sich um ehemalige Fremdwährungskreditnehmer, deren Kredite fällig wurden, oder aber die von ihren Banken zumeist in einen Euro-Abstattungskredit hinein begleitet wurden.


Beispiel:
Ein Franken-Kreditnehmer verschuldet sich im Juli 2005 für 150.000 Euro. Zum damaligen Euro-Wechselkurs von 1,55 Franken ergibt sich eine Kreditsumme von 232.500 Franken. Die in den vergangenen zwölf Jahren angehäufte Zinsersparnis gegenüber einem variabel verzinslichen Euribor-Kredit-beläuft sich auf 18.000 Euro. Es wird eine Laufzeit von 20 Jahren mit endfälliger Tilgung vereinbart.

EUR/CHF-Kurs 1,06 (Februar 2017):
  • Eine Kreditsumme von 232.500 Franken bei einem EUR/CHF-Kurs von 1,06 entsprechen 219.340 Euro
  • 219.340 Euro abzüglich der Zinsersparnis von 18.000 Euro ergibt 201.340 Euro
  • 201.340 Euro ist größer als 150.000 Euro im Jahr 2005
  • Der Reinverlust beläuft sich auf 51.340 Euro

EUR/CHF-Kurs 1,11 (Juli 2017):
  • Eine Kreditsumme von 232.500 Franken bei einem EUR/CHF-Kurs von 1,11 entsprechen 209.459 Euro
  • 209.459 Euro abzüglich der Zinsersparnis von 18.000 Euro ergibt 191.459 Euro
  • 191.459 Euro ist größer als 150.000 Euro im Jahr 2005
  • Der Reinverlust beläuft sich auf 41.459 Euro

Ergebnis:
Der Kreditnehmer hat dank des Anstiegs des Euros von 1,06 auf 1,11 Franken 10.000 Euro aufgeholt. Damit er bis zur Fälligkeit des Darlehens im Jahr 2025 wieder da ist, wo er bei der Aufnahme des Kredits war, müsste der Euro auf 1,3455 Franken steigen.

Der Rechnung liegt die Annahme zugrunde, dass der Zinsvorteil auf den aktuellen Niveau von 0,4% konstant bleibt. Das führt zu einer gesamten Zinserparnis bis 2025 auf 22.800 Euro. Der CHF 3-Monats-Libor beträgt aktuell -0,73%, der 3-Monats-Euribor -0,33%.

Bei einer Eindämmung der EZB-Geldflut ab 2019 könnten sich die Euro-Zinsen schneller erhöhen als in der Schweiz. Würde sich der Zinsvorteil eines Franken-Kredits auf 1% ausweiten, stiege die Zinsersparnis bis 2025 auf 29.100 Euro. Jetzt wäre bereits ein Anstieg des Euros auf 1,2980 Franken ausreichend, um den Break-Even zu erreichen.