Euro ohne festen Boden unter den Füßen
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Euro ohne festen Boden unter den Füßen

Der Eurokurs klettert mit 1,0946 Franken auf den höchsten Stand seit über einem Monat. EZB-Vizepräsident Vitor Constancio signalisiert, die Gelddruckmaschine ohne Reue weiter laufen zu lassen. Damit kassiert er die zuvor gemachten hawkischen Töne seines Chefs. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat sich in eine Sackgasse manövriert.

Man habe das mit der Kapazitätsauslastung vermasselt, lässt Constancio im Interview mit CNBC durchblicken. Die Unterauslastung in der Wirtschaft der Eurozone sei wohl größer, als man ursprünglich angenommen habe. Damit bastelt sich der Portugiese ein Szenario, dass es der EZB ermöglicht, den Inflationsausblick zu senken und die Gelddruckmaschine länger laufen zu lassen.

Das ist Musik in den Ohren von Börsianern: Die Aktienmärkte drehen ins Plus. Der EUR/CHF-Kurs fällt kurz auf 1,0885 zurück. Gegenüber dem US-Dollar gibt der Euro in wenigen Augenblicken über ein Cent auf 1,1290 nach.

Draghis Scherbenhaufen

Die EZB-Notenbanker versuchen etwas Ähnliches, was ihre Kollegen in den USA vor einem Jahr gemacht haben. Damals gab es eine Öffentlichkeitsoffensive von Yellen und Co. Die Finanzmärkte wurden mit einer Vielzahl von Fernsehinterviews und Reden überschüttet. Die US-Notenbanker wiederholten darin immer wieder, in welch guter Verfassung die US-Wirtschaft doch sei.

"Zuversicht ist der günstigste Stimulus", sagte Draghi den 28 Staats- und Regierungschefs der EU letzten Freitag in einer Präsentation zur Wirtschaftsentwicklung. Man darf somit damit rechnen, dass sich in den nächsten Wochen viele EZB-Notenbanker zu Wort melden und gebetsmühlenartig wiederholen, wie gut die Konjunktur in der Eurozone laufe.

Die EZB hat Unternehmen und verschuldete Haushalte ungleich stärker von Billiggeld abhängig gemacht als die Fed. Darüber hinaus hatte die Fed als sie mit ihre Konjunktur-Optimismus-Kampagne begann die Wertpapierkäufe längst eingestellt. Die EZB wird frühestens Mitte 2018 mit ihrem Wertpapierkäufen aufhören können, unterstellt man, dass sie die monatlichen Käufe ab Januar 2018 um zehn Milliarden Euro verringert.

Es gibt einen weiteren gewaltigen Unterschied: Während es der Fed tatsächlich gelang Volatilität - also das Auf und Ab der Kurse - zu verringern, reagieren die Finanzmärkte mit Volatilitätsspitzen auf die EZB. Das bestärkt jene die sagen: Mario Draghi hat die Notenbank in eine Sackgasse geführt. Sein Nachfolger wird schmerzliche Schritte unternehmen müssen, um sie da wieder rauszubekommen.
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