Mit Kanzlerin Merkel ist nicht gut Kirschen essen
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Mit Kanzlerin Merkel ist nicht gut Kirschen essen

Der Euro kann Allzeithochs an den Börsen nicht in Kursgewinne gegen den Franken ummünzen. Fallen die Ölpreise zu tief, ist das ein Problem für die Weltwirtschaft, wie man bereits vor anderthalb Jahren sah. Der Umbau der Eurozone lässt viel zu lange auf sich warten. Der Kontrollwahn europäischer Notenbanker erinnert an Richard Nixon.

Achtung Überhitzung: US-Technologieaktien wackelten zuletzt. Als nächstes könnten Anteilsscheine von Ölfirmen in die Bredouille kommen. Ursache: Die Ölpreise fallen auf den tiefsten Stand seit der Wahl Donald Trumps zum 45. US-Präsidenten. Billiges Öl und Rekordhochs an den Aktienmärkten: Wie passt das zusammen?

Gemäß den Börsen wird die Weltwirtschaft in den kommenden sechs bis neun Monaten brummen. Entsprechend sollte Ölnachfrage, und mit ihr der Ölpreis, steigen? This time is different, sagen Rohstoffanalysten. Es gebe viel zu viel Öl auf dem Weltmarkt. Hinzu komme, dass die Lager der ölhungrigen Industrieländern bis Oberkante Unterlippe voll seien.

Scheckentempo

Eine größere Sorge für den EUR/CHF-Kurs ist die Reformtrödelei in der Eurozone: "Man kann natürlich über einen gemeinsamen Finanzminister nachdenken (...) man kann sehr wohl über ein Eurobudget nachdenken", sagt Angela Merkel auf dem Tag der deutschen Industrie in Berlin. Aber keinesfalls vor der deutschen Bundestagswahl, denken sich die Zuhörer.

Um die Eurozone fürs nächste Jahrzehnt flottzumachen, müssen die Verträge geändert werden. Das dauert Minimum zwei Jahre. Ohne Vertragsänderungen kommt nichts Gescheites heraus, wie die Ansiedlung der Bankenaufsicht bei der EZB zeigt. "Langfristig sollte man sich überlegen, die Aufsicht aus der EZB herauszulösen und als unabhängige Institution zu positionieren", so der frühere SNB-Chef Philipp Hildebrand (Mr. Mindestkurs) im Magazin "Spiegel".

Das Fenster für einen Anstieg des EUR/CHF-Kurses schließt sich nicht nur, weil Angela Merkel trödelt und ihrem Prinzip der letzten Jahre, immer nur gerade so viel zu tun, dass die Eurozone nicht auseinander fällt, treu bleibt. Momentan ist die Schweizer Wirtschaft mit einer Wachstumsrate von 1,5% unterwegs. Die Eurozone bringt es auf etwa 2%.

Nächstes Jahr sieht es anders aus. Dann rechnet die Berner Regierung mit einer Wachstumsbeschleunigung auf 1,9%. Die Eurozone dürfte gemäß Volkswirten auf 1,7% runtergehen.

Zauberlehrlinge

Die Schweizer, allen voran SNB-Chef Thomas Jordan, wollen mit dem Kopf durch die Wand. Dafür gibt es nun einen Seitenhieb vom früheren EZB-Präsident Jean-Claude Trichet. Er sei sich nicht sicher, ob die Schweiz völlig realisiere, dass ein so exzessiver Leistungsbilanzüberschuss notwendigerweise den Franken stark mache, sagt Trichet der Neuen Zürcher Zeitung.

Ginge die Schweiz den marktwirtschaftlichen Weg und würde nicht das planwirtschaftliche Experiment der EZB nacheifern, müsste sie den Franken aufwerten lassen. Dadurch würde sich ihr Leistungsbilanzüberschuss verringern und ein neues Gleichgewicht entstehen, das keine notenbankseitigen Interventionen bedürfte.

Man wird allerdings den Eindruck nicht los, dass die aktuelle Generation von Notenbankern dieses Modell, wie es sich vor den Finanzkrise vielen Ländern über Jahrzehnte bewährte, mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln bekämpfen. Je mehr Assets Jordan, Draghi und Co. aufsaugen, umso stärker müssen sie die Finanzmärkte kontrollieren. Das kann auf Dauer nicht gutgehen.

Zum Thema:
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