EUR/CHF-Prognose bei 1,10 fehlt konjunktureller Unterbau
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EUR/CHF-Prognose bei 1,10 fehlt konjunktureller Unterbau

"Der Euro-Franken-Kurs dürfte in die Bandbreite von 1,08 bis 1,10 zurückkehren", sagt die Landesbank Hessen-Thüringen in einer neuen Devisenmarkt-Aussendung. In der zweiten Jahreshälfte werde sich der Euro dann dauerhaft bei 1,10 Franken befestigen. Weil Europas größte Volkswirtschaft beim Wachstum ihre Abreifungsspitze erreicht hat, fragt mach sich, wer dem Euro künftig Dampf machen wird.

Die deutsche Wirtschaft hat 2016 ein für europäische Verhältnisse sattes Wachstum von 1,9% verbucht. Eine so kräftige Steigerung des Bruttoinlandsproduktes (BIP) hatte es zuletzt vor fünf Jahren gegeben. Der EUR/CHF-Kurs reagiert kaum. Die BIP-Zahl ist längst eingepreist. Es findet sogar ein bisschen Sell the News statt. Der Euro sinkt kurz auf 1,0710 Franken.

Devisenhändler würden wahrscheinlich gerne auf "Buy the Rumor" umschalten und den Euro auf das Kursziel von der Helaba bei 1,09 Franken hochkaufen. Das Problem: In der Eurozone gibt es keine Story dafür. Der deutsche Regierung ist sich sehr wohl bewusst, dass EU und Eurozone dauerhaft nicht funktionieren werden, wenn Deutschland stets die höchsten Wachstumsraten einfährt.

Abreifungsspitze

Kanzlerin Merkel legt sich seit Jahren ins Zeug eine wachstumsfeindliche Wirtschaftspolitik zu machen, damit Frankreich und Italien aufholen. Seit ihrem Amtsantritt stieg die Steuerbelastung der Bürger um knapp 3%. Merkel pumpt Subventionen sondergleichen und fördert ineffektives, staatliches Pseudo-Unternehmertum. In Schweden gab es gerade ein Projekt für den 6-Stunden-Arbeitstag. Möglicherweise ist das etwas für Merkel.

Italien war, ist und bleibt mit seiner Konjunktur für die Eurozone ein Totalausfall. In Spanien hat sich der Franco-Legionär Rajoy zwar nach einer langen Hängepartie eine zweite Amtszeit gesichert. Er kann jedoch nicht mehr durchregieren. Das spielt aber im Grunde genommen keine Rolle, weil er seitdem Hollande und Draghi in der Eurozone die Macht übernommen haben, ohnehin keine Reformen mehr anpackt.

Die einzigen Länder, die robustes Wachstum bekommen dürften, sind jene, die in der EU sind, aber den Euro nicht haben. In Osteuropa könnte es knistern. Tschechien ist bereits so etwas wie die Schweiz Osteuropas. Auch Ungarn, Bulgarien und Rumänien laufen gut. In diesem Ländertrio ist die Arbeitslosigkeit nur halb so hoch wie in Italien und beträgt lediglich ein Drittel von der Spaniens.

Neben einem Anstieg des Euros gegen den Franken rechnet die Landesbank Hessen-Thüringen auch mit einer Aufwertung zum US-Dollar. Den Euro-Dollar-Kurs sieht sie bis Ende März auf 1,15 klettern (aktuell: 1,06).