Was auf Franken-Kreditnehmer bis 2024 zukommt (1/2)
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Was auf Franken-Kreditnehmer bis 2024 zukommt (1/2)

Ein Franken-Kreditnehmer muss wegen fortwährender Euro-Schwäche einen Verlust von ein Drittel der Kreditsumme einkalkulieren. Der Euro hat 2016 gegenüber dem Schweizer Franken etwa anderthalb Prozent verloren. In den nächsten Jahren dürfte das so weitergehen. Auch die Ausbeute bei den meisten Tilgungsträgern war wieder einmal schwach. Mehr als die Garantieverzinsung gab es nicht.

War 1 Euro am 31.12.2015 noch 1,0856 Franken wert, sind es am 31.12.2016 nur noch 1,0713 Franken. Geht es 2017 erneut um anderthalb Prozent abwärts auf dann 1,0550 Franken? Man muss wohl damit rechnen. Die Schweizer Exportunternehmen sind zwei Jahre nach dem Mindestkurs-Aus zurück in der Erfolgsspur. Sie kämen im Notfall auch mit 1 Euro = 1 Franken zurecht.

Auf Sicht von 5-10 Jahren sieht es schlecht für den Euro aus, weil die Schweizer Wirtschaft ihre Hausaufgaben gemacht hat. In den Euroländern gibt es hingegen keine Spur von Eigeninitiative. Der Euro ähnelt damit immer weniger der Deutschen Mark. Er ist aber auch noch ein gutes Stück davon entfernt, zu einer italienischen Lira zu verkommen. Der deutsche Hartwährungseinfluss ist immer noch groß.

Insofern könnte sich der Euro zum Franken in den kommenden Jahren so entwickeln, wie einst der französische Franc, der weder im Verdacht stand eine Weichwährung noch eine Hartwährung gewesen zu sein. Zwischen 1985 und 1990 wertete der Schweizer Franken jedes Jahr im Schnitt um 2% gegen den französischen Franc auf.

Eigeninitiative

Der Vergleich zu den 1980er-Jahren passt gut, weil US-Präsident Donald Trump die Wirtschaftspolitik von Ronald Reagan kopiert. Wegen des großen Einflusses der US-Wirtschaft werden sich die Europäer Deregulierungen nicht weiter verschließen können. Stattdessen wird man sich einen Satz des früheren Bundesbank-Chef Hans Tietmeyer in Erinnerung rufen:

"Wirklich soziale Politik ist immer auch Politik, die zur Eigeninitiative anregt."

Eigeninitiative, Merkels Subventionismus und die Club-Med-Länder werden aber auch künftig nur sehr schwer unter einen Hut zu bringen sein. Man sollte sich also nicht zu viel versprechen, zumal die Europäische Zentralbank (EZB) mit ihrer aufgeblähten Bilanzsumme und dem Leugnen von Inflationsrisiken dem Euro weitere Tiefschläge verpassen wird.

"Allein die eingesparten Staatsanleihen-Zinsen stimulieren die Wirtschaft in Südeuropa mit rund 2%", schreibt der renommierte Fondsmanager Dr. Jens Ehrhardt auf "Börse Online".

Die Abschaffung der Zinsen seitens der EZB mit Hinterzimmer-Billigung der deutschen Bundeskanzlerin Merkel führt dazu, dass die Finanzminister Schäuble und Schelling mit Spendierhosen herumlaufen und dann auch noch keck behaupten, sie würden eine solide Haushaltspolitk machen. Franken-Kreditnehmer mit ihren Tilgungsträgern schauen hingegen in die Röhre.

Wer Ende 2004 einen endfälligen Franken-Kredit mit einer Laufzeit von 20 Jahren im Gegenwert von 100.000 Euro aufnahm, tat das in der Regel zu einem Eurokurs von 1,54 Franken. Weil der Euro aktuell nurmehr 1,07 Franken wert ist, sitzt er auf einem Schuldenberg von 143.925 Euro. Sollte der Eurokurs bis zur Fälligkeit des Kredits auf 1,00 Franken sinken, wären es 154.000 Euro.
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