Sind defensive Franken-Kreditnehmer besser aufgestellt?
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Sind defensive Franken-Kreditnehmer besser aufgestellt?

Gerade als die Aktienmärkte so richtig aufdrehen, geht es mit dem Euro wieder bergab. Er fällt auf 1,0735 Franken. Das ist für offensiv aufgestellte Franken-Fremdwährungskreditnehmer, die stärker ins Risiko gehen und deshalb ihre Darlehen mit einem aktienbasierten Tilgungsträger verbandelt haben, ein Ärgernis. Für die defensive Variante kommt die Nagelprobe 2017.

Österreichs ATX klettert dank Steuerreform, kräftig gestiegenen Einkommen und höheren Unternehmensinvestitionen auf 2.615 Punkten (19-Monatshoch). Der DAX muss sich mit einem 13-Monatshoch, der Euro Stoxx 50 mit einem 12-Monatshoch zufrieden geben. Man wartet vergeblich darauf, dass die steigende Risikobereitschaft den als sicheren Hafen wahrgenommenen Schweizer Franken abschwächt.

Vor einem Jahr, als dicke Minuszeichen die Aktienkurse drückten, holte der Euro hingegen zu einem steilen Anstieg aus. Er kletterte von Mitte Dezember 2015 bis Anfang Februar 2016 von 1,0755 auf 1,12 Franken. Im Sommer 2015, als China mit seiner Währungsabwertung die Börsen in die Knie zwang, stieg der Euro von 1,0750 auf 1,1050 Franken.

1 Euro = 1,16 Franken

"So­bald die Europäische Zentralbank beginnt, ihr Quantitative-Easing-Programm zurückzufahren, erhält der Euro Auftrieb", zitiert die Schweizer Handelszeitung den Währungsexperten Thomas Flury von der UBS. Sollte der UBS-Experte recht behalten, würde es sich, obschon von einem extrem expansiven Niveau ausgehend, um eine Straffung der Geldpolitik handeln, also um Gegenwind für die Aktienmärkte.

Flury traut dem Euro bis Ende 2017 einen Anstieg auf 1,16 Franken zu. Er ist mit dieser Einschätzung recht einsam. Ein aus 10 Bankenprognosen bestimmter Mittelwert sieht den Euro lediglich bei 1,0960 Franken. Die UBS ist allerdings nicht der einzige Contrarian. In der Prognosetabelle der französischen Großbank BNP Paribas findet sich ebenfalls ein Kursziel von 1,16. Bei ABN Amro rechnet man mit 1,15, aber erst 2018.

Defensive Franken-Kredite

Wer als Franken-Kreditnehmer mit zwei Long-Positionen, einer auf den EUR/CHF-Kurs und einer auf den Aktienmarkt ins Risiko geht, profitiert derzeit nur einfach, weil der Wechselkurs stagniert. Defensive Kreditnehmer mit Lebensversicherungen als Tilgungsträger stehen Plus-Minus-Null da, weil der Euro aktuell genauso viel oder wenig wert ist wie vor einem Jahr. Das könnte sich 2017 ändern,

Würde die Europäische Zentralbank tatsächlich ihre Käufe von Staatsanleihen und Unternehmensanleihen verringern, wäre das neben den Aktienkursen Gegenwind für die Anleihekurse. Defensiv aufgestellte Franken-Kreditnehmer würden jetzt von einer Zinserhöhung und dem mutmaßlichen Anstieg des Euro-Franken-Kurses doppelt profitieren.