Was wird aus dem Wechselkursnachteil eines Franken-Kredits?
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Was wird aus dem Wechselkursnachteil eines Franken-Kredits?

Für Franken-Fremdwährungskreditnehmer verschlechtert sich die Lage: Der Euro ist nurmehr 1,08 Franken wert. Der CHF 3-Monats-Libor, jener Schweizer Zins, an den die meisten Kredite gebunden sind, steigt auf ein 6-Monatshoch bei -0,72%. Ein Währungs-Switch von einem Franken-Kredit in einen Dollar-Kredit erweist sich als Rohrkrepierer. Der Euro geht auf 1,09 US-Dollar in die Knie.

Wer sich im Jahr 2002 zu einem EUR/CHF-Kurs von 1,45 im Gegenwert von 150.000 Euro in Schweizer Franken verschuldete, müsste 201.389 Euro zurückzahlen, bliebe die Devisennotierung bis zum Laufzeitende bei 1,08 stehen. Abzüglich der in den letzten 14 Jahren aufgehäuften Zinsersparnis gegenüber einer Euro-Finanzierung von etwa 25.000 Euro, liegt das Minus bei 176.389 Euro. Es wären gut 26.000 Euro mehr abzustottern, als bei Kreditaufnahme einkalkuliert.

Auch an der Zins-Stellschraube läuft es in die falsche Richtung. Der CHF 3-Monats-Libor steigt auf -0,72%. Im Juni lag der Satz noch bei -0,80%. Für jedes Zehntel-Prozent, das der 3-Monats-Libor steigt, muss obiger Franken-Kreditnehmer 200 Euro mehr Zinsen pro Jahr bezahlen, legt man einen Zinsaufschlag (Marge) von 0,90% zugrunde.


Die Idee eines Währungs-Switch in einen Dollar-Kredit hat sich bislang als ein Schlag ins Wasser erwiesen. Abgerechnet wird aber auch hier erst am Schluss. Wer bei einen EUR/USD-Kurs von 1,11 rübergegangen ist, liegt zwar mit 2% im Minus, da 1 Euro aktuell nur noch 1,09 Dollar auf die Waage bringt. Die Verluste sind aber in etwa gleich groß wie bei einem Franken-Kredit, wo der EUR/CHF-Kurs von 1,10 auf 1,08 sank.

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Offiziell herrscht in den USA derzeit Friede, Freude, Eierkuchen. Die Europäer stehen hingegen nach zwei schwachen Post-Brexit-EU-Gipfeln wie begossene Pudel da. Sie legen die Hände in den Schoss und warten förmlich auf die nächste (Banken-)Krise. Die Stimmung kann aber rasch wieder umschlagen. Und dann wäre erheblich mehr Aufwärtspotenzial beim EUR/USD-Kurs vorhanden als beim EUR/CHF-Kurs.

Der Dollar ist wegen dem US-Handelsdefizit und dem zuletzt wieder gestiegenen US-Haushaltsdefizit keinesfalls so solide wie der Schweizer Franken. Auf Sicht mehrerer Jahren ist es daher immer noch wahrscheinlich, dass der Euro auf 1,20 oder 1,30 Dollar steigt und sich dann dort auch befestigt. Für den EUR/CHF-Kurs dürften maximal sporadische Anstiege auf 1,15 oder 1,20 drin sein.

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