EUR/CHF im Oktober: Steiler Anstieg oder Drahtseil-Balanceakt?
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EUR/CHF im Oktober: Steiler Anstieg oder Drahtseil-Balanceakt?

Der Euro erreicht vom Aktienkurs der Deutschen Bank angespornt den höchsten Stand seit zwei Wochen. Sein Anstieg auf 1,0950 Franken wird von recht scharfen Zinskommentaren des EZB-Direktors Yves Mersch untermauert. Der Luxemburger könnte in das Lager der Falken wechseln und OeNB-Chef Ewald Nowotny gleich mitnehmen. Obschon der guten Nachrichten für den Euro machen Optionshändler ein großes Fragezeichen an eine Oktober-Rallye. Die Lage ist extrem undurchsichtig.

Von 9,90 Euro auf 11,98 Euro schießen die Anteilsscheine der Deutschen Bank in wenigen Handelsstunden hoch. Parallel dazu steigt der EUR/CHF-Kurs von 1,0830 auf 1,0950. Die USA würden "ihren Status als Supermacht des Weltfinanzsystems verlieren", sagte der frühere deutsche Finanzminister Peer Steinbrück vor genau acht Jahren im Bundestag. Insofern könnte es sich bei der aktuellen Attacke der US-Regierung auf die Deutsche Bank um so etwas wie das letzte Aufbäumen handeln.

Deutsche Politik und Konzernchefs haben deutlich gemacht, dass sie sich die größte Bank des Landes von US-Finanzminister Jacob Lew und Justizministerin Loretta Lynch nicht auseinander nehmen lassen werden. Deutschland ist zwar den USA hoffnungslos unterlegen. Man hat aber schon etwas an Verhandlungsmasse. Denn in Sachen Industrie 4.0 sind die Vereinigten Staaten mit ihren in die Jahre gekommenen Maschinenparks ein Entwicklungsland.

Audi hat gerade eine supermoderne Fabrik zur Fertigung des neuen Geländewagens Q5 im mexikanischen Puebla hingestellt. Von dort aus lässt es sich zollfrei in die USA exportieren. Vor zehn Jahren noch wäre die Investition mit großer Wahrscheinlichkeit in einen US-Südstaat wie Louisiana oder Tennessee gegangen. Insofern muss Washington aufpassen, dass dass Audi-Beispiel nicht Schule macht. Die dicken Investitionen, an denen die gut bezahlten Jobs hängen, gehen nach Mexiko oder Kanada, während in den USA wegen eines auf "Buy America" ausgerichteten Rechtssystem nur noch kleine Zweigniederlassungen unterhalten werden.

Yves Mersch warnte derweil vor weiteren Zinssenkungen. Dann würden die Banken in die Ecke gedrückt, dass sie quietschen, so der Luxemburger sinngemäß. Weil er als ein Falke galt, verkaufte die deutsche Bundesregierung die Ernennung Mersch' zum EZB-Direktor einst als Erfolg. Anschließend stellte sich heraus, dass sich Berlin zu früh gefreut hatte. Mersch soll, wie Österreichs EZB-Ratsmitglied Nowotny, den Kurs von Draghi bedingungslos mitgetragen haben. Möglicherweise ändert er das in der zweiten Hälfte seiner Amtszeit noch, was dem Euro sicherlich zugute käme.

Beim Handel mit EUR/CHF-Optionen ging es in den letzen Tagen hoch her. Das sogenannte 25-Delta Risk Reversal für einmonatige EUR/CHF-Optionen stieg zum Monatsultimo um 0,20% auf -0,85%. Dadurch wurde der Anstieg des Euros Anfang Oktober auf 1,0938 Franken gewissermaßen vorweggenommen. Nun kommt es aber zu einem überraschenden Rückfall auf -1,10%. Optionshändler sagen, dass der aktuelle Höhenflug des Euros auf Sand gebaut ist. Man zieht Parallelen zu Anfang September 2016, als der Euro kurz auf 1,1001 Franken nach oben kletterte und danach wieder absackte.