Analyse: Euro ist viel sicherer als es den Anschein hat
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Analyse: Euro ist viel sicherer als es den Anschein hat

Euro und Aktienmarkt sind zerstritten wie lange nicht: Geht es mit Dax und Euro Stoxx aufwärts (so wie am Montag), macht der EUR/CHF-Kurs die Biege. Kommt es hingegen zu einem Sell Off an der Börse (so wie am Donnerstag/Freitag), steigt der EUR/CHF-Kurs. Des Rätsels Lösung liegt in einer Analyse der Krisenherde. Weil die Europäer auf der sicheren Seite sind, hat der Euro im Herbst Rückenwind.

Auf den ersten Blick ergibt das Zusammenspiel zwischen Euro und Aktienmarkt keinen Sinn. Gehen Anleger aus Aktien, sinkt die Risikobereitschaft. Infolge sollte sich der Euro zur Franken-Fluchtwährung abschwächen. Die Gesetzmäßigkeit hielt beim Brexit, als Aktien einbrachen und der Euro auf 1,0620 Franken absackte. Auch bei den zahlreichen Episoden der Euro-Schuldenkrise und dem Beinahe-Grexit vor einem Jahr war die Regel eine sichere Bank.

Dass EUR/CHF-Kurs und Aktienkurse auseinander laufen, ist keine neues Phänomen. Während des Sell Off am Aktienmarkt zu Jahresbeginn kletterte der Euro auf 1,12 Franken. Das war der höchste Stand seit der Aufhebung des Mindestkurses durch die Schweizer Notenbank. Der Anstieg verblüffte seinerzeit die Devisenexperten der Banken, die fast allesamt keine Erklärung für ihn hatten.

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Um das Rätsel zu lösen, muss man die Ursache des jeweiligen Sell Offs an den Aktienmärkten analysieren. Zu Jahresbeginn befürchteten Anleger einen harte Landung von Chinas Wirtschaft. Der Eurozone, der dies nicht drohte, weil sie im 1. Quartal 2016 ein starkes Wachstum von 0,6% schaffte, glänzte. Infolge glänzte auch die Euro-Währung. Sie ist zwar nicht so sicher wie der Franken, dafür aber sehr viel liquider.

Aktuell kommt der Gegenwind am Aktienmarkt aus den USA. Liest man diese Analyse ("Die US-Wirtschaft ist praktisch bereits in einer Rezession"), kann einem Angst und Bange werden. Wieder wertet der Euro auf, weil der Schock seinen Ursprung nicht in Europa hat und Anleger riesige Summen in den liquiden Euro umschichten.

Gibt es Zoff in der EU oder der Eurozone, so wie beim Brexit oder Beinahe-Grexit, biegt der Euro hingegen in die Verliererstraße ein. Jetzt spielt der Schweizer Franken seine Stärke als sicherer Hafen aus. Auch der US-Dollar ist nun eine Fluchtwährung, weil der Schweizer Währungsraum zu klein ist, um allen Großanlegern einen sicheren Unterschlupf zu bieten.

Fazit:
Kommt es zu einem Sell Off am US-Aktienmarkt, weil die Fed den Leitzins erhöht und sich eine Präsidentschaft von Donald Trump abzeichnet, müsste der Euro-Franken-Kurs zulegen. Aus dem Anstieg kann ein Overshooting werden, sollte es EU und Eurozone mit denen zu beschließenden Maßnahmen auf dem anstehenden Gipfel in Bratislava gelingen, ihren Zusammenhalt zu stärken.