Noch 4 Wochen Krisen, dann Euro auf 1,15 Franken
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Noch 4 Wochen Krisen, dann Euro auf 1,15 Franken

Was auf den Euro-Franken-Kurs in den nächsten vier Wochen zukommt, ist eine Nachrichten-Dampfwalze: Neben der vierteljährlichen Sitzung der Schweizerischen Nationalbank (SNB) stehen große Entscheidungen an. Das Brexit-Votum der Briten und die deutschen Verfassungsrichter werden zu akuten Gefahrenherden. Geht alles gut, könnte der Euro mit einem Anstieg auf 1,15 Franken belohnt werden.

Die Sitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) am 2. Juni ist keine große Bedrohung. Die EZB hat signalisiert, von weiteren Senkungen des Einlagenzinses, die besonders schwer auf dem Euro-Franken-Kurs wiegen, abzusehen. Ferner dürfte Mario Draghi fürs erste keine neuen Kaufprogramme starten. Es gilt zunächst den Ankauf von Unternehmensanleihen, mit dem die EZB ihr Mandat de facto auf die Wirtschaftspolitik ausweitet, in die Tat umzusetzen.

Am 16. Juni ist dann die Schweizerische Nationalbank an der Reihe. Sie könnte im Euro-Franken-Kurs neues Potenzial entfachen, in dem sie einen Zusammenhang zwischen der steigenden Arbeitslosigkeit der Schweiz und dem aus ihrer Sicht weiterhin zu starken Franken herstellt. Eine Senkung der Wachstumsprognose für die Schweizer Wirtschaft seitens der SNB würde der Euro wohl mit einem Kursanstieg honorieren.

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Am 21. Juni wird das deutsche Bundesverfassungsgericht entscheiden, ob Mario Draghi unbegrenzt Geld zum Kauf von Staatsanleihen drucken, und die Risiken dieses Unterfangens auf deutsche Steuerzahler abwälzen darf. Die Richter können der EZB zwar keine Vorschriften machen, wohl aber der Deutschen Bundesbank (Buba) Grenzen bei den Wertpapierkäufen aufzeigen. Ohne die Firepower der Buba ist Mario Draghis Bazooka eher eine Wasserpistole.

Die Briten entscheiden am 23. Juni über ihre Mitgliedschaft in der Europäischen Union. Sollten die Briten den Brexit wählen, wäre plötzlich die ganze europäische Politik und Finanzarchitektur in Aufruhr, warnt David Bloom, Chef für Devisenstratgie bei HSBC, gegenüber Bloomberg. Der Schweizer Franken könnte stärker werden, und die SNB wäre machtlos das zu verhindern, so Bloom.

Momentan sieht es aber danach aus, dass die Briten in der EU bleiben. Der für seine miserablen EUR/CHF-Prognosen inzwischen berühmt berüchtigte Bloom malt wohl den Teufel an die Wand, um seinen Kunden Absicherungs-Derivate gegen eine Aufwertung des Frankens zu verkaufen.

Bleibt als letzte Gefahrenquelle die spanischen Parlamentswahlen am 26. Juni. Aber auch hier gibt es im Grunde genommen nichts zu befürchten. Denn die EZB kauft eifrig spanische Staatsanleihen und unterdrückt damit das Aufflammen alter Krisenherde.

Die UBS rechnet für das laufende Jahr mit einer Wechselkursspanne des Euros zwischen 1,05 und 1,15 Franken. Weil die Chancen höher sind, dass die Nachrichten-Dampfwalze zu Lasten des Schweizer Frankens geht, könnte die obere Spanne bei 1,15 über den Sommer erreicht werden. Die Gretchenfrage wäre dann: Kann sich der Euro dort halten, oder fällt er auf den von der UBS prognostizierten Jahresendkurs von 1,11 zurück?