EUR/CHF kommt wegen historischer Zinswende ins Schlittern
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EUR/CHF kommt wegen historischer Zinswende ins Schlittern

Der Euro-Franken-Kurs reagiert empfindlich auf einen ersten Ausverkauf an den Aktienmärkten. Der Wechselkurs sinkt mit 1,0755 auf den tiefsten Stand seit fünf Wochen. Die Gerüchteküche nach der US-Leitzinserhöhung brodelt. Fed-Chefin Janet Yellen soll die wirtschaftliche Lage besser darstellen, als sie in Wirklichkeit ist. Es wäre nicht das erste Mal.

Auch am Tag zwei nach der historischen Zinswende in den Vereinigten Staaten sinkt der Euro zum Franken. Die Finanzmärkte hegen große Zweifel daran, dass es sich um eine Normalisierung der Geldpolitik handelt. Die US-Notenbank (Fed) habe die Zinsen eigentlich nur angehoben, weil sie das ganze Jahr darüber geredet habe und nun handeln musste, um nicht vollends ihre Glaubwürdigkeit zu verspielen, sagen Kritiker.

Vor allem an der Inflationsprognose reiben sich die Experten. Weil der starke US-Dollar und die tiefen Ölpreisen die Teuerung drücken, sei es utopisch anzunehmen, dass die Inflation auf knapp zwei Prozent steigen wird. Hinzu kommt, dass auf dem US-Arbeitsmarkt die meisten Stellen im Dienstleistungssektor geschaffen werden. Besser bezahlte Facharbeiter-Jobs in der Industrie, die die Inflation stärker anheizen würden, werden abgebaut.


Vermutlich beschreibt Fed-Chefin Yellen die wirtschaftliche Lage besser als sie ist. Die Fed hat seit dem Ausbruch der Finanzkrise eine Reputation dafür aufgebaut, die Wachstumsaussichten für die US-Wirtschaft zum Jahresende durch eine rosarote Brille zu sehen.

Der frühere Fed-Chef Bernanke soll 2005/06 die wirtschaftliche Lage zum Gefallen der damaligen Bush-Administration besser dargestellt haben, als sie in Wirklichkeit war. Yellens unzählige Besuche im Weißen Haus deuten daraufhin, dass sie der Obama-Administration den gleichen Gefallen tut.

Eine unaufrichtige Fed verunsichert die Finanzmärkte, was zu einem Rückgang der Risikobereitschaft führt. Der Schweizer Franken als sicherer Hafen steigt in der Gunst von Investoren. Bisher handelt es sich bei der Franken-Aufwertung nur um ein vorübergehendes Phänomen. Sollte die Lage an den Finanzmärkten jedoch eskalieren, dürften EUR/CHF-Prognosen jenseits von 1,10 unhaltbar werden.