Der EZB-Elefant ist zurück im Porzellanladen
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Der EZB-Elefant ist zurück im Porzellanladen

Zunächst sieht es nach einem Anstieg des Euros aus. Der Franken kann aus den Parlamentswahlen in der Schweiz kein Kapital schlagen. Dass der EUR/CHF-Wechselkurs trotz Rechtsruck in Bern von 1,0780 auf 1,0905 klettert, ist ein gutes Omen - findet auch die Charttechnik. Dann kommt der große Auftritt von Mario Draghi. Der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB) versetzt der Gemeinschaftswährung einen Tiefschlag. Der Euro-Franken-Kurs purzelt mit 1,0755 auf den tiefsten Stand seit zwei Monaten.

Die Wahlsiege von nationalkonservativer Schweizerischen Volkspartei (SVP) und wirtschaftsliberalen FDP haben keinen unmittelbaren Einfluss auf den Euro-Franken-Kurs. Das dürfte nicht zuletzt daran liegen, dass in der Schweiz alle politischen Parteien an der Regierung beteiligt sind. Ferner werden noch einige Jahre ins Land ziehen, bis die SVP ihren Einfluss auf die Geldpolitik geltend machen kann. Der Bundesrat wird erst 2018 über den nächsten Präsidenten der Schweizerische Nationalbank (SNB) entscheiden.

Zur Wochenmitte kommt die Charttechnik zu folgendem Ergebnis: Der Euro wird auf 1,0960 Franken steigen und sich dann entscheiden, ob es weiter nach oben, oder wieder nach unten geht. Zu dem Anstieg auf knapp 1,10 wird es aber nicht mehr kommen. Als Mario Draghi am Donnerstag nach der Sitzung seiner EZB vor die Presse tritt, werden die Euro-Optimisten eiskalt erwischt. Der Italiener signalisiert in einer nicht erwarteten Deutlichkeit zusätzliche Lockerungen einer bereits ultralockeren Geldpolitik.

Die EZB will trotz robuster Konjunktur und Nullsummenspiel bei der importierten Inflation noch mehr Staatsanleihen kaufen. Der Eurokurs fällt daraufhin binnen weniger Stunden von 1,09 Franken auf 1,0755 Franken (-1,33%).

Weil es bis zu der nächsten Sitzung der EZB am 7. Dezember 2015 noch eine Weile hin ist, könnte der Euro mit seinem Absturz auf 1,0755 Franken erst einmal das Schlimmste hinter sich haben. Damit es weiter nach unten geht, braucht es Lockerungsbeschlüsse des EZB-Rates. Darüber hinaus könnte nun die Stunde der EZB-Falken schlagen. Die um Bundesbank-Chef Jens Weidmann versammelte Gruppe ist zwar in der Minderheit. Sie wird aber versuchen den EZB-Tauben einen Teil der im Raum stehende  Lockerungen über den Aufbau öffentlichen Drucks wegzuverhandeln.

Ganz oben dürfte dabei wieder einmal das Thema Haftung stehen. Die EZB-Falken könnten versuchen, dass für zusätzliche Käufe von Staatsanleihen die nationalen Notenbank zu 100% haften. Bisher sieht die Regelung vor, dass bei einem Kreditausfall-Ereignis die nationale Notenbank des betroffenen Landes für 80% der Verluste einsteht und das Eurosystem für die verbleibenden 20%.

Zum Thema:
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