Hat die Schweiz ihr Pulver verschossen?
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Hat die Schweiz ihr Pulver verschossen?

Der Schweizer Franken nimmt dem Euro seine Negativzins-Gewinne wieder ab, und so nähert sich der Wechselkurs EUR/CHF 1,20. Gute Konjunkturdaten aus der Schweiz untermauern die Schwächephase der Gemeinschaftswährung, welche auch von der ungewissen Lage in Griechenland gespeist wird. Aktuell steht der Eurokurs bei 1,2014 CHF. In der Schweiz muss man 0,83 Euro für 1 Franken hinblättern.

Nachdem die Schweizerische Nationalbank (SNB) kurz vor Weihnachten beschloss einen negativen Zins auf Bankeinlagen einzuführen, kletterte der Eurokurs von 1,2007 auf 1,2095 Franken. Der plötzliche Anstieg sollte sich als ein Strohfeuer herausstellen. Heute fiel der Euro-Franken-Kurs während des asiatischen Handels auf 1,2006.

Beflügelt wird die Aufwertung des Frankens von einem steigenden Einkaufsmanagerindex für das produzierende Gewerbe. Der Index erhöhte sich von 52,1 Zähler im November 2014 auf 54,0 Punkte im Dezember 2014. Analysten hatten mit einem Niveau erwartet, dass nicht so deutlich über der Wachstumsschwelle von 50 Zählern liegt. "Die Auftragsbücher sind ansprechend gefüllt", heißt es in einer Medienmitteilung der Herausgeber Credit Suisse und procure.ch.

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In der vergangenen Woche musste die Schweizerische Nationalbank, anders als zwischen Weihnachten und Neujahr, offenbar kaum intervenieren, um den Euro-Mindestkurs bei 1,20 Franken zu verteidigen. Die Sichteinlagen der schweizerischen Banken bei der SNB stiegen von
  • 326,891 Milliarden Franken per 26. Dezember 2014 auf
  • 327,698 Milliarden Franken per 2. Januar 2015.
Das Blatt dürfte sich wenden, weil die deutsche Bundesregierung momentan die Medien über einen Euro-Austritt Griechenlands spekulieren lässt. Darüber hinaus kommen am 7. Januar 2015 frische Inflationszahlen aus der Eurozone. Sollte die jährliche Teuerung ins negative Terrain abrutschen, stünden Tür und Tor für Käufe von Staatsanleihen (Quantitative Easing, QE) der Europäischen Zentralbank offen.

Um QE etwas entgegen zu setzen, müsste die Schweizer Notenbank ebenfalls ihre Geldschleusen öffnen. Nachdem sie mit der aus Sicht vieler Experten überhasteten Einführung von negativen Zinsen ihr Pulver verschossen hat, befindet sich im Werkzeugkasten der SNB nur noch eine Bilanzaufblähung über den Ankauf von Euro-Devisenreserven.

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