Fremdwährungskreditnehmer hadern mit Euro-Vertragsbrechern
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Fremdwährungskreditnehmer hadern mit Euro-Vertragsbrechern

Der Euro startet schwach in 2015. In den ersten drei Handelstagen des Jahres verbucht die Gemeinschaftswährung ein Minus gegenüber dem Schweizer Franken. Der Eurokurs sinkt im Tief auf 1,2006 Franken, nachdem er wenige Tage vor Weihnachten bei 1,2095 notierte. Fremdwährungskreditnehmer beobachten mit Sorge die aktuelle Kursentwicklung, zumal ein Ende der Schwächephase nicht in Sicht ist.

Grund für die auf wackeligen Beinen stehende Gemeinschaftswährung: Devisenhändler befürchten Nachteile für den Euro wegen den politischen Unsicherheiten in Griechenland und dem geplanten Kauf von Staatsanleihen der Europäischen Zentralbank (EZB). Darüber hinaus ist der Schweizer Franken als sicherer Hafen gefragt, weil sich die Stimmung an den Aktienmärkten verschlechtert. Einst risikofreudige Investoren gehen in den Franken, der als sicherer Hafen wahrgenommen wird.

"Der Mindestkurs ist absolut zentral", sagte SNB-Präsident Thomas Jordan gestern im Gespräch mit dem Schweizer Fernsehen. "Eine Aufwertung des Frankens würde zwangsläufig zu mehr negativer Inflation führen oder eben sogar zu Deflation", begründete der oberste Währungshüter das Festhalten an der Euro-Untergrenze bei 1,20 Franken.

Deutschland trägt Mitschuld

Was bedeutet die dauerhafte Schwächephase des Euros für Franken-Fremdwährungskreditnehmer? Auch 2015 könnte aus einem Anstieg des Euros auf 1,25 Franken oder 1,30 Franken mal wieder nichts werden. Die Kreditschuld eines Fremdwährungskredites, den der Otto-Normal-Kreditnehmer einst zu Eurokursen von 1,40-1,50 Franken aufnahm, hätte keine Chance sich zu verringern.

Der Euro-Franken-Kurs könnte steigen, alsbald Griechenlands Mitgliedschaft im Euroraum durch dauerhafte Finanztransfers gesichert wird. Zwar betonte gestern eine Sprecherin der Europäischen Kommission, dass ein Euro-Beitritt unwiderruflich sei. Allerdings gilt das nach Einschätzung der Finanzmärkte nicht mehr für Griechenland, weil es nur durch einen Bruch der Euro-Verträge, nämlich dass sich die Euroländer nicht gegenseitig Finanzhilfen geben dürfen, vor einem Staatsbankrott gerettet wurde.

Weil die Eurogruppe laufend ihre eigenen Verträge bricht, angefangen hatte damit der frühere deutsche Bundeskanzler Gerhard Schröder, ist ein Euro-Austritt Griechenlands (Grexit) inzwischen alles andere als ein Extrem-Szenario. Auf Sicht von einigen Jahren könnte ein Grexit den Euroraum solider und den Eurokurs stärker machen. Fraglich ist allerdings, ob die SNB in der Zwischenzeit den Mindestkurs bei 1,20 Franken durchsetzen kann bzw. will.

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