In den EU-Nordstaaten haben Euro-Gegner Hochkonjunktur
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In den EU-Nordstaaten haben Euro-Gegner Hochkonjunktur

Bei Österreichs Parlamentswahlen ging fast jede dritte Stimme an eurokritische Parteien. Investoren blicken nun wieder verstärkt auf den Wechselkurs des Euros zum Franken. Das Devisenpaar gilt als verlässliches Barometer der Schuldenkrise. Aktuell ist der Euro 1,2219 Schweizer Franken wert. Italien büßt derweil den letzten Anschein eines soliden und seriösen Landes ein.

Im asiatischen Handel sackte die Gemeinschaftswährung auf ein Fünf-Monats-Tief bei 1,2214. Auch viele Österreicher haben von den Eskapaden der Euro-Südstaaten offenbar die Nase voll. Die EU-Gegner FPÖ, Team Stronach und BZÖ erhielten zusammen 30,8 Prozent der Stimmen. Eine Woche zuvor gelang es in Deutschland der eurokritischen Partei AfD aus dem Stand 4,8 Prozent der Stimmen einzusammeln.

Italiens Ex-Premier Silvio Berlusconi wirbelt den Euroraum mal wieder kräftig durcheinander. Die Regierungskoalition seiner PdL-Partei mit der sozialdemokratischen PD von Ministerpräsident Enrico Letta steht kurz vor dem Zerwürfnis. Italiens Politikapparat wird erneut zu einer Bedrohung für den Zusammenhalt des Euroraums.

Abgekartetes Spiel

Dass man Berlusconi immer wieder vorpreschen lässt, könnte auch Kalkül sein. Für den seit fünf Monaten im Amt befindlichen Letta sind Strukturreformen ein Fremdwort. Er schaffte die unter seinem Vorgänger Monti eingeführte Immobiliensteuer wieder ab, wodurch dem Haushalt jedes Jahr fünf Milliarden Euro fehlen, und beschloss neue Ausgabenpläne.

Weil auch Letta nicht einmal ansatzweise eine Mehrheit zustande bekommt, um den Arbeitsmarkt und Dienstleistungssektor zu derugulieren sowie den Staatsapparat zu verschlanken, fehlt es Italien an Wachstumspotential. Der Schuldenberg in Höhe von 130 Prozent der Wirtschaftsleistung ist kaum noch in den Griff zu bekommen. Italien ist an einem Punkt, an dem es kein zurück mehr gibt.

Berücksichtigt man die Tatsache, dass der fairer Wechselkurs des "italienischen Euros" (also jenen Wechselkurs, der der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit von Italiens Volkswirtschaft entspricht) nur bei etwa 1,20 zum Dollar liegt, summiert sich Italiens wahrer Schuldenberg auf knapp 150 Prozent des BIP.

In Rom weiß man wohl insgeheim, dass die Schulden niemals zurückgezahlt werden können. Berlusconi schickt man nun vor, um den Euro-Nordstaaten Angst einzuflößen und bessere Hilfsbedingungen auszuhandeln.