Schweizer Teuerung -0,6% verlängert Mindestkurs-Halbwertszeit
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Schweizer Teuerung -0,6% verlängert Mindestkurs-Halbwertszeit

Die Entwicklung der Teuerung in der Schweiz ist entscheidend für die Beständigkeit des Mindestkurses. Solange die Inflationsentwicklung tief im negativen Terrain verharrt, dürfte die internationale Kritik leise ausfallen. So ist es nicht verwunderlich, dass der Eurokurs von 1,2290 auf 1,2345 CHF steigt, nachdem sich die Deflationsgefahren verdichten.

Verglichen mit dem Vorjahresmonat lagen die Konsumentenpreise im April um 0,6 Prozent tiefer, wie das Bundesamt für Statistik (BFS) heute in Neuchâtel mitteilte. Ökonomen hatten mit einer Teuerungsrate von minus 0,5 Prozent gerechnet. Die monatliche Veränderung des Landesindex der Konsumentenpreise fiel von 0,2 Prozent im März auf 0,0 Prozent im April.

Erst bei einer jährlichen Teuerung um die +1,0 Prozent wird die Schweizerische Nationalbank (SNB) vom Mindestkurs ablassen. So lautet die simple Formel, die sich bereits in der Vergangenheit bewährt hat. Zwischen März 2009 und Juni 2010 intervenierte die SNB am Devisenmarkt. Seinerzeit versuchte man ohne die Nennung eines Mindestkurses den Eurokurs über 1,50 CHF zu halten.

Das Gebaren schlug fehl. Der Eurokurs fiel im Verlauf der Euro-Schuldenkrise wie ein Stein. Im Juni 2010 beendete die Nationalbank schließlich ihre Euro-Stützungskäufe. Die Schweizer Teuerung kletterte damals auf 1,0 Prozent. Die Ausrede der Schweiz mit den Euro-Stützungskäufen ausschließlich Deflationsrisiken zu bekämpfen, zog nicht mehr.

Die Schweiz macht keinen Hehl daraus mit der Ablehnung von flexiblen Wechselkursen ihren Unternehmen im internationalen Wettbewerb einen Vorteil zu verschaffen. Für Exporteure ist der fixe Wechselkurs bei 1,20 ein großer Vorteil bei der Investitionskalkulation.

Kritiker sagen, es handele sich um die typische Art und Weise, wie die Schweiz Politik betreibe. Man koppelt die eigene Währung an den Euro und wird damit de facto zu einem Euroland. Die Unternehmen der Schweiz können den Euroraum, wie Unternehmen aus Euroländern, ohne Wechselkursrisiko nutzen.

Um den hiesigen Schweizer Finanzplatz mit Schwarzgeld aus dem Ausland aufzublähen, betrieb die Schweiz jahrzehntelang ein ähnliches Vorgehen. Man schütze Schwarzgelder durch ein Bankgeheimnis, um die Finanzindustrie zu fördern.

Nun droht die Rückabwicklung. Die aufgebauschten Schweizer Banken werden derzeit auf Druck der USA und der EU auf ein erträgliches Maß zurückgefahren.