Deutschland kann den Eurokurs nicht länger übertünchen
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Deutschland kann den Eurokurs nicht länger übertünchen

Ein märchenhafter Ifo-Geschäftsklimaindex überzeugt die Gemeinschaftswährung nicht. Der Eurokurs sinkt von 1,2358 Franken am Mittwochmorgen auf 1,2264 Franken am Freitagnachmittag. Obwohl die deutsche Wirtschaft vor einem Aufschwung steht, tendiert der Euro nach unten. Ursache sind Massenarbeitslosigkeit und Rezessionen im Rest der Eurozone.

Der Ifo-Index kletterte um 3,1 auf 107,4 Punkte. Das ist der höchste Stand seit zehn Monaten. Ökonomen hatten lediglich mit 104,9 Punkten gerechnet. "Die Zufriedenheit mit der aktuellen Geschäftslage hat erneut zugenommen. Mit Blick auf den künftigen Geschäftsverlauf breitet sich der Optimismus weiter aus. Die deutsche Wirtschaft nimmt Fahrt auf", schreibt der Präsident des Ifo-Instituts, Hans-Werner Sinn.

Schlechte Nachrichten kommen aus Euroland. Die Wirtschaftsleistung des Währungsraumes wird nach den Berechnungen der Europäischen Kommission dieses Jahr um 0,3 Prozent schrumpfen. 2012 ging die Wirtschaftsleistung um 0,6 Prozent zurück. Für die Arbeitslosenrate wird eine Anstieg auf 12,2 Prozent vorausgesagt (Rekordhoch).

Der Eurokurs steht mittlerweile um mehr als drei Rappen unter seinen Januar-Hoch bei 1,2570 CHF. Gegenüber dem US-Dollar büßte die Gemeinschaftswährung in den zurückliegenden drei Wochen mehr als fünf Cents ein. Das Devisenpaar fiel von EUR/USD 1,3712 auf 1,3155.

Spätrömische Dekadenz

Sollte Silvio Berlusconi die italienischen Parlamentswahlen verlieren, wonach es derzeit aussieht, wäre ein wichtiger Unsicherheitsfaktor aus dem Weg geräumt. Die nun stattfindenden Wahlen sind seit mehr als einem halben Jahr auf dem Radarschirm der Finanzmärkte. Berlusconi will keine Reformen. Stattdessen soll die Europäische Zentralbank (EZB) für die italienische Staatsschuld haften.

Aus dem Blickwinkel von Italien wäre dies die eleganteste Lösung. Die Eurozone würde in die monetäre Staatsfinanzierung einsteigen und massive Inflationsgefahren schaffen. Italiener und Italienerinnen sind gegen eine galoppierende Inflation weitgehend immun, weil 80 Prozent der Bevölkerung eine eigene Wohnung oder Haus besitzen.

Deutschland wäre der große Verlierer. Die Sparguthaben der deutschen von rund fünf Billionen Euro könnten in wenigen Jahren durch eine hohe Inflation halbiert werden.

Berlusconis-Plan ist konsequent und anti-europäisch. Während seinen Regierungszeiten häufte er extrem hohe Staatsschulden an. Nun braucht er eine Weichwährung, damit seine Wähler spätrömische Dekadenz auf Kosten anderer Euroländer in vollen Zügen weiter genießen können.