Frankenkurs lassen EZB Zinsbänder kalt
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Frankenkurs lassen EZB Zinsbänder kalt


Die Europäische Zentralbank (EZB) tüftelt hinter den Kulissen an den Details der geplanten Staatsanleihenkäufe. Der Wechselkurs des Euros zum Dollar profitiert und steigt über 1,2500. Anders sieht es für den Eurokurs gegenüber dem Schweizer Franken aus. Das Devisenpaar fällt auf ein Zweiwochentief bei EUR/CHF 1,2005.

„Das ist eine der Optionen, die derzeit noch auf der Ebene der eingesetzten Arbeitsgruppen diskutiert wird und dann auch im Rat besprochen wird. Es ist der wahrscheinlichste und erfolgversprechendste Ansatz“, zitierte die Nachrichtenagentur Reuters einen mit den internen Diskussionen vertrauten Notenbanker. Es geht um die Einführung von Zinsbändern.

Anstatt eine bestimmte Zinsdifferenz zwischen spanischen- und deutschen Zweijahrespapieren publik zu machen, prüft die EZB die Zinsabstände (Spreads) geheim zu halten. Intern sollen Zinsbänder definiert werden, aber nicht veröffentlicht. Investoren und Spekulanten müssten sodann Mutmaßungen darüber anstellen, wie hoch die Zinsen der Südeuropäer steigen müssten, bevor die EZB eingreift.

Dass eine solche Geheimniskrämerei tatsächlich funktionieren kann, zeigt die Geldpolitik Singapurs. Die dortige Zentralbank (Monetary Authority of Singapore, MAS) steuert die Geldpolitik nicht über die Leitzinshöhe, wie es Europäer und Amerikaner tun, sondern über den Wechselkurs des Singapurs Dollars (SGD). Das MAS legt den SGD Außenwert gegenüber einem Währungskorb fest, dessen Zusammensetzung wie ein Staatsgeheimnis gehütet wird.

Kritiker sind der Meinung, dass die Europäer so etwas auf keinen Fall hinbekommen könnten und man früher oder später die für Spanien und Italien festgelegten Zinsbänder wüsste. Die dezentrale EZB mit ihren 17 angeschlossen Notenbanken sei auch nicht flexibel genug, um die Zinsbänder zu ändern, ohne das die Öffentlichkeit etwas davon mitbekäme.

„Eine explizit genannte Zinsschwelle wäre ein großer Vorteil.“ Ohne eine klare Ansage würden die Finanzmärkte testen, wo die Grenze der EZB liegt, so dass diese zu wesentlich größeren Eingriffen gezwungen werden dürfte. Zudem könne sich der Markt auf inoffizielle Schwellen nicht verlassen. Selbst wenn die Notenbank regelmäßig ab bestimmten Niveaus intervenieren würde, bleibe unklar, ob diese Marken auch künftig Fortbestand haben, zitiert das Magazin „Focus“ den Ökonomen Christian Schulz von der Berenberg Bank.

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat in den letzten Jahren mit beiden Varianten Erfahrung gesammelt. Zwischen März 2009 und Juni 2010 intervenierte sie an den Devisenmärkten ohne Festlegung einer spezifischen Untergrenze. Seit Dezember 2011 gib es einen Mindestkurs zum Euro bei 1,20 CHF. Welche Ausführung erfolgreicher war, kann derzeit noch nicht abschließend gesagt werden.
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